Wieder ein Traum
eikesmom, Samstag, 15. September 2007, 19:46
Nachdem ich
neulich schon mal von einem Traum berichtet hatte, habe ich letzte Nacht wieder geträumt. Diesmal bin ich im Traum keine Frau, sondern ein Mann. Und ich habe einen Bruder, statt einer Schwester im wirklichen Leben. Mein Bruder und ich werden von einer unsichtbaren Macht bedroht. Aber während ich mich der Gefahr entziehen und fliehen konnte, ist mein Bruder immer noch in der Gewalt des unsichtbaren Mannes.
Ich versuche, meinen Bruder zu retten. Wir drei, mein Bruder, der Unsichtbare und ich, befinden uns in einem alten Haus, auf einem Riesengrundstück, das hauptsächlich aus Wiese und alten Bäumen besteht. Die Fensterrahmen sind aus Holz, in mehreren Schichten weiß angestrichen, wobei das Weiß längst gelb geworden ist. Ich weiß nicht, warum und ob überhaupt diese Details wichtig sind. Es ist mir halt in Erinnerung geblieben.
Ich breche ein Fenster auf und fliehe.
[switch]
Ich bin mitten in einer belebten Stadt. Eine Gruppe von Menschen steht beisammen. Sie sind alle mehr oder weniger eng miteinander verwandt. Eine Braut ist dabei. Sie hat gerade geheiratet. Eigentlich sollte sie meinen Bruder heiraten, aber der ist verschwunden.
Ich bin traurig, weil ich meinen Bruder nicht retten konnte.
Was das nun zu bedeuten hat, kann ich gar nicht genau sagen. Die unsichtbare Macht könnte auch wieder der Krebs sein. Als ich aufwachte, dachte ich sofort an meine Schwester.
Warum bin ich im Traum ein Mann und habe statt einer Schwester einen Bruder?
c17h19no3
11.10.2007 03:18
vielleicht fühlen sie sich irgendwo nicht als frau? und die, die sie durch irgendetwas zu geschwistern macht, auch nicht? ich kann mir schon vorstellen, dass einem bei brustkrebs irgendwo - und sei nur unbewusst - ein stück gefühlte weiblichkeit verloren geht? ich weiß es nicht, ich mutmaße nur, hoffe, es war nicht verletzend, das so zu sagen... der verschwundene bruder könnte dann jemand sein, der den kampf nicht gewonnen hat - oder vielleicht auch nur der teil in ihnen, der angst hat, den kampf verlieren zu können? und damit aus dem prallen leben (hochzeit usw.) zu brechen...
eikesmom
11.10.2007 16:23
Meine Therapeutin sagte, wenn man sich als Mann träumt, dann symbolisiert das die männliche Seite in einem. Jeder Mensch hat ja sowohl weibliche als auch männliche Anteile, egal, welches Geschlecht der Mensch hat.
Wir haben über diesen Traum gesprochen. Man könnte daraus lesen, dass ich eine Entwicklung durchmache, bei der ein (männlicher) Teil stärker wird (ich), ein anderer Teil (mein Bruder) aufgegeben wird. Die Botschaft könnte sein: du musst dich selbst retten (Fenster aufbrechen), dein Bruder muss sich selbst retten.
Ihr Gedanke, Frau Morphine, dass es einen Teil in mir gibt, der Angst hat, den Kampf zu verlieren, passt auch sehr gut. Es gibt einen Teil in mir, der Angst hat, wieder Krebs zu bekommen. Und die Erkenntnis, dass das Leben schneller zu Ende sein kann als man dachte, lässt sich sehr gut mit der verpassten Hochzeit symbolisieren. Es gibt Dinge, die jetzt nicht mehr gehen. Ich kann keine Kinder mehr bekommen. Ich bin nicht mehr so belastbar. Das ist es vielleicht, was ich aufgeben musste und was im Traum mein Bruder war.
Aber es gibt eben auch den Teil, der sich selbst rettet.
c17h19no3
11.10.2007 21:42
animus und anima, jaja. therapie nach jung. mein ansatz wäre dann wohl eher ein freudianischer gwesen. da hat irgendwie jeder therapeut oder halbgebildeter wie ich so sein steckenpferd.
die frage ist nur: männliche und weibliche seite, gut und schön, aber was genau ist das eigentlich? ist der krieger in mir männlich? was, wenn "er" aber eine amazone ist?
so eine seele oder psyche ist schon was verdammt spannendes!
eikesmom
11.10.2007 22:58
Um nochmal Ihren ersten Kommentar aufzugreifen: Ich empfinde keinen Verlust der Weiblichkeit - im Gegenteil, ich habe den Eindruck, sie ist stärker geworden. Es gibt sicher viele Brustkrebspatientinnen, die einen wie auch immer gearteten Verlust der Weiblichkeit empfinden. Sei es durch den Verlust einer Brust, oder aber auch schon die Narbe auf derselben. Damit habe ich allerdings überhaupt kein Problem. Komisch eigentlich. Ich weiß noch, dass ich im Dezember 2005, nachdem man den Knoten entdeckte, aber noch nicht klar war, dass er bösartig ist, gesagt habe: Ich lass mir niemals an meiner Brust rumschnippeln!
Mir ist vielleicht durch die ganze Geschichte deutlich geworden, welchen Wert meine Weiblichkeit, mein Ich eigentlich hat - einen Wert, den ich früher unterschätzt hatte, mich klein gefühlt hatte.
Login to add your comment!