Letzte Zoladexspritze
Die letzte Zoladexspritze bekam ich am 9.Juli.

Nach meinem Sommerurlaub habe ich dann zusammen mit meiner Ärztin beschlossen, dass es die allerletzte war. Ich mag nicht mehr.
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Weihnachten 2010
Noch gut ein Jahr.
Bis Weihnachten 2010 muss ich noch die antihormonelle Therapie machen. Danach, so haben meine Ärztin und ich beschlossen, ist es gut. Wenn ich dann noch hormonell aktiv bin, soll es eben so sein.

Gestern bei der Untersuchung hat sie tatsächlich ein kleines Follikel im linken Eierstock entdeckt. Trotz Zoladex. Deswegen hat sie mir Blut abgenommen zwecks Bestimmung des Hormonstatus. Das hätte man ja eigentlich auch schon letztes Jahr machen können. Egal, jetzt wird es gemacht. Ich war wieder einmal nicht sehr freigebig mit meinem Blut, daher dauerte es länger, der erste Pieks brachte nichts, und nach einer Weile wurde mir dann doch etwas komisch zumute. Mit vereinten Kräften verfrachtete man mich ins CTG-Zimmer auf die Liege, und ich bekam Wasser zu trinken und Gummibärchen zu essen.

Hach ja, das CTG-Zimmer.... Meine Gedanken flogen in die Vergangenheit - vor 9 Jahren lag ich in diesem Zimmer zu dem eigentlichen Zweck - CTG Schreiben.

Nun bin ich gespannt auf den Hormonstatus. Dauert allerdings 10 Tage, bis das Ergebnis da ist. Aber was mache ich, wenn das Ergebnis zeigt, dass die Hormone zu hoch liegen? Muss ich dann die Zoladexspritze häufiger bekommen? Nun ja, bisher waren durchaus mal mehr als 4 Wochen zwischen den Spritzen, vielleicht sollte ich da mal etwas mehr Disziplin an den Tag legen. Daher habe ich gleich den Termin fürs nächste Mal festgemacht.
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Gespräch mit Onkologin
Für den Termin mit der Onkologin habe ich meinen Arbeitstag unterbrochen. Es wurde eine lange Unterbrechung, aber ich bekam auch neue Erkenntnisse, wenn auch weniger erfreuliche.

Bei Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs bestehe auch ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs. Deshalb sei es durchaus ratsam, sich für die Entfernung der Ovarien zu entscheiden. Es gibt auch die Möglichkeit einer genetischen Untersuchung. Hierzu kann man erst einmal eine Beratung in Anspruch nehmen und danach überlegen, ob man eine solche Untersuchung machen möchte. Das Ergebnis einer genetischen Untersuchung kann durchaus belastend sein. Vor allen Dingen kann das Ergebnis auch Bedeutung für Geschwister und Kinder haben. Meine Fragen in dieser Richtung hat sie allerdings etwas abgebogen, man solle erst einen Schritt nach dem anderen tun. Nun, ich bin nun mal jemand, der sofort die Gedanken weiterspinnt und fragt, was wäre wenn.

Desweiteren rät sie mir zu einer Knochendichtemessung, da die Antihormontherapie die Gefahr für Osteoporose erhöht. Das wusste ich ja schon, aber bisher habe ich davor keine Angst gehabt, da ich das Gefühl habe, stabile Knochen zu haben. Nie hatte ich einen Knochenbruch (abgesehen von dem einen Zeh, von dem aber der Arzt damals sagte, er sei nicht gebrochen - nur warum ist er jetzt krumm?) Nun, ich denke, dass eine solche Untersuchung trotzdem ratsam ist, einfach um vielleicht festzustellen, wie es jetzt ist, und wie es nach weiteren 2 Jahren Antihormontherapie aussieht. Die Knochendichtemessung bezahlt die Krankenkasse leider nicht, aber es ist glücklicherweise nicht so teuer.

Also werde ich mir demnächst mal einen Termin dafür geben lassen.
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Wieder Zoladex
Nachdem mich noch einige Male Blutungen genervt haben, und ich meine Ärztin ;), heißt es jetzt plötzlich doch, dass man was unternehmen muss. Alternativen:
a) nochmal 2 Jahre Zoladex
b) Eierstöcke entfernen

Na prima. Da ich so etwas nicht von jetzt auf gleich entscheiden will, und eine OP im Sommer schon mal gleich gar nicht in Frage kommt, habe ich mich zunächst wieder auf Zoladex eingelassen.
In den letzten Monaten ist mein Hormonhaushalt quasi fast wieder normal gewesen - eben wie es sich für eine Frau Anfang 40 gehört. Bis auf die Blutungen (und die Pickel) ist das auch alles ganz schön. Nur: der Gedanke, dass die Hormone eventuell wieder Tumore wachsen lassen könnten, spukt immer noch im Kopf herum.

Letzte Woche also bekam ich die erste Spritze.
Nun hat es mich echt umgehauen. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr Hormone unser Leben, Empfinden etc. pp. steuern. Ich bin unzufrieden, antriebslos, krieg kaum noch was geregelt. Nun blute ich wieder - und diesmal wird es wohl das allerletzte Mal sein. Die Spritze hat den Östrogenspiegel massiv gesenkt, wodurch die Blutung ausgelöst wird. War ja klar.
Inzwischen habe ich mich entschieden. Ich werde mich nicht wieder 2 Jahre lang diesen Spritzen und damit schwankendem Hormonspiegel aussetzen, zumal danach die ganze Sache wieder von vorne losgeht. Und wozu brauche ich das dann noch bitte schön? Also können die Eierstöcke genausogut auch jetzt raus, ich muss nicht mehr alle 4 Wochen spritzen, und das Thema ist ein für alle Mal erledigt.
Eins ist jedoch auch klar. Das Krankenhaus, wo ich zuletzt war, das betrete ich nicht mehr.
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Search request: arimidex blutung
Tja, das ist ein Thema, das mich auch beschäftigt.
Seit Januar nehme ich ja nur noch Arimidex. Ende Februar bekam ich eine Blutung, die eine Woche anhielt und sehr stark war.
Dummerweise ist meine Ärztin erst nach Ostern wieder da, also bin ich zur Vertretung gegangen. Der Arzt meinte lapidar, ich sei ja noch jung, es wäre kein Wunder, dass meine Eierstöcke noch aktiv sind. Aber wenn sie noch aktiv sind, muss das ja in der Antihormontherapie unterbunden werden. Arimidex reicht also meines Erachtens nicht aus. Bei der Ultraschalluntersuchung war sonst alles okay. Die Schleimhaut war komplett abgeblutet, war unauffällig. Allerdings habe ich wieder Zysten und ein kleines Myom, sagte er. Die Zysten seien der Grund für die Blutung, da sie mit Östrogen gefüllt seien. Ich sollte in 4-6 Wochen wieder kommen zur Kontrolle.
Nun gut.
Seit der Blutung sind jetzt 5 Wochen vergangen. Am Samstag bekam ich wieder Blutungen. Wieder sehr stark. So stark, dass es problematisch werden könnte, wenn man unterwegs ist und nichts zum Wechseln dabei hat. Ich bilde mir ein, meine Müdigkeit kommt daher, dass ich soviel Blut verliere.
Ich bin ziemlich sicher, dass meine Eierstöcke wieder auf Hochtouren arbeiten. Arimidex kann da gar nichts ausrichten, da es nicht auf die Eierstöcke wirkt. Ich merke auch so, dass die Hormone wieder da sind. Keine Hitzewallungen mehr. Ich bekomme wieder Pickel. Ich bin gereizt in diesen Tagen, und meine rechte Brust ist empfindlich. Die linke nicht so, aber die wurde ja operiert, daher kann das schon sein.
Nach Ostern stehe ich bei meiner Ärztin auf der Matte, und dann werde ich auf Bestimmung des Hormonstatus bestehen.
Entweder man macht die Antihormontherapie richtig - dann gibt es keine Blutungen - oder ich schmeiß den Kram hin und nehme gar nichts mehr. Ich hab's satt!
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Tamoxifen ade!
In den letzten Tagen durfte ich immer so lange schlafen, bis ich wach wurde. Da kam es denn schon mal vor, dass ich erst um 10 Uhr aufstand.
Heute aber musste mein Mann wieder zur Arbeit und ich zu meiner Ärztin, Fäden ziehen lassen.
Obwohl ich keinen Termin hatte, kam ich sofort dran, Sohnemann wartete im Wartezimmer.
Meine Ärztin freute sich mit mir, dass alles so gut verlaufen ist. Die Fäden waren schnell gezogen, die Wunden sehen gut aus.
Ich soll noch bis Ende der Woche daheim bleiben - also geht es erst Montag wieder los mit Arbeit.
Und nun das Wichtigste: Ich sagte, dass ich keine Lust habe, alle halbe Jahre mich unters Messer zu legen und ausschaben zu lassen. Ob es nicht eine Alternative zu Tamoxifen gebe?
Ich ging mit einem Rezept für Arimidex nach Hause. Tamoxifen ade, willkommen Arimidex!
Arimidex ist ein Aromatasehemmer und unterdrückt die Östrogenproduktion überall im Körper (also nicht nur in den Eierstöcken). Natürlich hat Arimidex auch eine lange Liste von Nebenwirkungen. Die häufigste Nebenwirkung sind Knochenschmerzen, Steifigkeit. Kenn ich alles schon von Zoladex. Ich habe gelernt, damit zu leben. Das ist vermutlich besser, als immer wieder zur Ausschabung zu müssen.
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Die Ausschabung (2)
Letzte Nacht habe ich kaum ein Auge zugetan. Die Kopfschmerzen, die ich gestern hatte, kamen wieder. Flüssigkeitsmangel? Koffeinentzug?
Das Frühstück kam ziemlich spät, es gab 2 Scheiben Weißbrot mit Marmelade, Honig, Pflaumenmus und Frischkäse. Das war okay. Offenbar glaubte man mir jetzt, dass ich was zu essen brauche, wenn ich wieder auf die Beine kommen will.
Um 10 Uhr kam die Visite. Allerdings konnte mir die Ärztin nicht genau sagen, was sie gemacht haben, da sie selbst nicht bei der OP dabei war und der OP-Bericht für sie nicht eindeutig zu entschlüsseln war. Seufz! Aber man versprach mir, dass die OP-Ärztin noch kommen würde. Und vor allem stellte man in Aussicht, dass ich heute schon nach Hause kann!
Die besagte Ärztin kam und erklärte mir genau, was sie gemacht haben. In der Bauchspiegelung haben sie sich die Eierstöcke genau angesehen und fanden sie unauffällig. Auch die Leber war unauffällig. Der linke Eileiter war allerdings stark verdickt. Die Zyste, von der wir dachten, dass sie am Eierstock ist, war in Wirklichkeit im Eileiter. Die Zyste wurde aufgeschlitzt und mit ausgeschabt. Ansonsten haben sie nicht mehr viel Schleimhaut zum Ausschaben gefunden (war ja fast alles schon abgeblutet). Das Ausgeschabte haben sie untersucht und fanden keinerlei Malignität! *freu*
Die rechte Zyste war bestimmt auch im Eileiter und ist während der Blutung bestimmt mit abgegangen. Daher ist es zu erklären, dass die Ärztinnen im Krankenhaus, die mich ja nach der Blutung untersucht haben, die rechte Zyste nicht gefunden hatten.
Somit ist nun alles gut, und das neue Jahr kann kommen!
Ich durfte in der Tat heute schon nach Hause, und meine Familie freut sich mit mir.
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Die Ausschabung (1)
Heute früh um 6 Uhr waren wir bereits im Krankenhaus eingetrudelt. Eigentlich sollte ich um 6:30 Uhr erscheinen, aber ich bin scheinbar immer zu früh da.
Ich kam zu einer sehr netten Frau ins Zimmer, bekam meine Thrombose-Strümpfe, die Beruhigungstablette. Ich packte meine Sachen in den Schrank und machte mich fertig für die OP. Nachdem ich die Tablette genommen hatte, lag ich nun im Bett und fragte mich, ob ich wohl wieder wie damals von der Tablette schon einschlafen würde. Und es war auch so. Ich bekam nicht mit, wie sie mich zur OP abgeholt haben. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, ob ich im Aufwachraum wirklich schon wach war. Muss aber wohl so gewesen sein, denn ich habe noch die Uhr an der Wand vor meinem inneren Auge, die irgendwas um 11 Uhr anzeigte.
Mein Kreislauf war zunächst nach der OP ziemlich im Keller. Blutdruck 100/50. Ich durfte keinesfalls alleine aufstehen, sagte man mir. Aber mein Magen knurrte. Mittagessen bekam ich keins. Als es den Abend zu ging, hoffte ich wenigstens auf ein gescheites Abendbrot.
2 Zwiebäcke bekam ich. Wie soll ich denn da auf die Beine kommen? Nach vehementer Nachfrage bekam ich noch eine halbe Scheibe Graubrot mit einer Scheibe Käse. Danach fühlte ich mich deutlich besser.
Der erste Toilettengang war etwas schmerzhaft, da ich noch etwas wund war und der konzentrierte Urin brannte.
Ich kam mir ziemlich dämlich vor, auf der Toilette zu sitzen, während die Krankenschwester in der Tür steht und mich beobachtet. Damit ich auch ja nicht umkippe. Sogar beim Zähneputzen stand ich unter Beobachtung.
Auf meinem Bauch sind drei Pflaster von der Bauchspiegelung, aber keine Wunddrainage. Ich frage mich, was sie denn nun gemacht haben? Sind die Zysten dringeblieben?
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OP oder doch nicht - ja nein vielleicht...
Keine Ahnung, wie ich diesen Beitrag überschreiben soll.
Am 12.12. ging ich ins Krankenhaus zur OP. Zumindest war es so geplant. Zunächst einmal mussten beim Empfang die Formalitäten erledigt werden. Die Frage "Sind sie privat versichert?" brachte mich innerlich schon auf die Palme. Wer weiß, ob man mit mir anders umgegangen wäre, wenn ich privat versichert gewesen wäre? Dann schickte man mich auf die Station oben in der Frauenklinik.
Warten im Aufenthaltsraum.
Dann hieß es, sie hätten dort keine Betten frei, ich müsse in die Innere Medizin, 2 Häuser weiter. Fahrstuhl wieder runter, raus, rechts 100 Meter, durch das Hauptgebäude durch, weiterfragen, am Ende wieder raus ins nächste Gebäude. Den langen Gang runter, nach oben in die 2. Etage, durch eine andere Station hindurch, den Gang wieder zurück und ich bin da.
Warten am Ende des Ganges.
Einzug ins Zimmer. Dort liegen bereits 2 alte Damen, die nicht mehr gut zu Fuß sind.
Es heißt, meine OP sei um 10 Uhr angesetzt.
Ich hole ein Taschenbuch aus der Tasche, beginne es zu lesen.
Die Zeit verrinnt.
Um meine Mitpatientin nicht bei ihrer Toilette zu stören, setze ich mich auf den Stuhl auf dem Gang und lese weiter.
10 Uhr ist vorbei und nichts ist passiert.
Kurz vor elf bekomme ich meine Thrombosestrümpfe, etwas später Kliniknachthemd, Einmalslip und Vorlage. Kurz vor halb zwölf werde ich von zwei Pflegern abgeholt. Mein Bett wird in einen Krankenwagen geschoben, es geht zurück in die Frauenklinik, wo ich operiert werden soll. Dort werde ich erstmal im Aufwachraum geparkt. Man sagt mir, es wird aber noch eine Weile dauern. Wie lange denn?, frage ich. Nach einem Blick auf den Plan antwortet der Anästhesiepfleger: 2 Stunden.
ZWEI STUNDEN!
Nach einer Viertelstunde ist es aber plötzlich schon soweit. Auf dem Gang wechsele ich von meinem Bett auf den OP-Tisch. Der ist kalt. Ich werde nur mit 2 Lagen Tüchern zugedeckt und zittere wie Espenlaub. Nicht nur wegen der Kälte, sondern auch vor Aufregung. Die Beruhigungstablette habe ich bis dato noch nicht bekommen. Im OP-Vorraum bereitet der Anästhesist alles für die Narkose vor. Ich sag ihm noch, er muss den rechten Arm nehmen, da links die Achsellymphknoten entfernt wurden. Ich strecke den rechten Arm aus. Da heißt es plötzlich, ein Notfall sei dazwischen gekommen, der vorgezogen werden muss. Ich gehe wieder zurück in mein Bett, welches die paar Minuten unter der Wärmelampe stand und jetzt schön kuschelig warm ist.
Ich werde wieder in den Aufwachraum geschoben und bekomme die Beruhigungstablette. Eine halbe Stunde später schlafe ich davon ein.
So gegen halb zwei wurde ich wieder wach. Es war nichts weiter passiert. Kurz vor zwei kam der Chirurg höchstpersönlich zu mir und sagte, dass das heute nichts mehr wird.
Einundzwanzig, zweiundzwanzig ... ganz ruhig ... ach ja, ich hab ja auch noch die Beruhigungstablette intus, ich muss also nicht ausflippen!
Er würde ja durchaus bis 22 Uhr operieren ...blabla.... aber es sei kein Pflegepersonal da... blabla .... sie mussten einige Kürzungen hinnehmen und Personal entlassen .... blabla...

Verdammt nochmal &§$%&§&(§&§(§&
Ich kochte vor Wut und hätte am liebsten jemanden verprügelt. Vielleicht kaufe ich mir doch noch mal einen Sandsack, häng den auf dem Dachboden auf, und immer, wenn mich die Wut packt, hau ich dem Sandsack eine rein!

Man versprach mir die OP am folgenden Montag, gleich als erste.
Ich werde wieder zurück gekarrt in die Innere Medizin, rufe meinen Mann an, dass der mich abholt. Um halb vier ist er da.

Am Wochenende kam dann noch alles ganz anders. Den Samstag nutzte ich für Weihnachtseinkäufe in der Stadt. Stand in überfülltem Zug, bummelte durch die überfüllte Innenstadt.
Am Abend ging es dann los. Durchfall. Erbrechen. Stundenlang bis tief in die Nacht. Kreislaufprobleme. Wenn es in den Ohren rauscht, muss man sich schnell hinlegen. Ansonsten fällt man hin.
Mit der OP am Montag war es nun Essig. Durch den Magen-Darm-Infekt habe ich 3,5 kg abgenommen. Erst ein paar Tage später war ich soweit auf dem Damm, dass ich sagen könnte, jetzt können sie mich operieren.
Die OP-Termin-Auswahl wurde nun immer "prickelnder". 23.12. oder 29.12. Ich hab mich dann dafür entschieden, Weihnachten geruhsam mit meinen Lieben zu verbringen und erst kurz vorm Jahreswechsel ins Krankenhaus zu gehen.
Es bleibt spannend.....
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Was tun?
Gestern, als ich noch an meinem Arbeitsplatz war, war ich in Gedanken schon bei meinem Termin im Krankenhaus. Ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Um halb elf machte ich dann Schluss, um rechtzeitig zum Termin zu erscheinen. Die Parkgebühren auf dem Gelände des Krankenhauses sind erhöht worden, stellte ich als erstes fest. Wie lange werde ich wohl brauchen? Es war jetzt gerade 11 Uhr. Ich warf Münzen für eine Parkzeit bis halb vier ein. Das müsste reichen. 4,50 € kostete das. Es ist ziemlich teuer, krank zu sein.
Ich meldete mich an und wartete im Vorraum. Es lief ein Radiosender. Die Zeitschriften hatte ich bald alle durch. Mir fiel ein, dass ich eigentlich ein Buch mitnehmen wollte. Mist.
So gegen halb zwei kam ich dann dran. Die Ärztin, die mich untersuchte, kannte ich noch nicht. Ich habe den Eindruck, die Ärzte wechseln sehr schnell in Krankenhäusern.
Das erste schockierende Ergebnis: die Schleimhaut ist nicht komplett abgeblutet. Eine Ausschabung ist immer noch erforderlich. Einfach auch, um abzuklären, ob bösartige Tumoren sich darin verbergen. Die Ärztin wollte es zunächst nicht so deutlich sagen. Aber ihre Vorsicht ist da echt überflüssig. Den Gedanken daran hatte ich schon, bevor ich das Krankenhaus betrat.
Was sie aber im Ultraschall nicht fand, war die zweite Zyste, die so suspekt aussah, letzten Dienstag. Sie befand, dass sich die Oberärztin das nochmal anschauen sollte. Mit einem Aufklärungsbogen für die Anästhesie setzte ich mich wieder in den Wartebereich, füllte den Bogen aus und wurde dann zur Anästhesie geführt. Dort musste ich wieder warten. Man drückte mir einen Aktenordner in die Hand. Da waren alle Berichte und Befunde drin, die sie von mir hatten. Von damals. Sogar mein selbst erstelltes Excel-Diagramm mit dem Verlauf meiner Blutwerte unter der Chemotherapie war darin. Da saß ich nun mit diesem Ordner auf dem Schoß. Am Fenster stand ein kleiner quadratischer Tisch mit zwei Stühlen. Die Stühle hatten verchromte Beine. Mir fiel auf, dass der eine verkehrt zusammengeschraubt war. Die Sitzfläche fiel nach vorn ab, statt nach hinten, wie es üblicherweise bei diesen Stühlen ist.
Sowas fällt einem auf, wenn man warten muss. Lange warten. Die Gedanken wirbeln im Kopf. Was wäre, wenn ich diesen Aktenordner einfach auf einen Stuhl lege, aufstehe, meine Jacke anziehe und das Krankenhaus auf Nimmerwiedersehen verlasse? Einfach alles zurücklassen. Die Angst ignorieren, ein neues Leben anfangen und einfach gucken, wie lange es dauern wird. Dieses Leben. Mir wurde bewusst, wie gefangen man ist in dem Leben, in dem man gerade steckt. Die Aufgaben, die man hat, die Verantwortung gegenüber der Familie, dem Arbeitgeber. Wer fragt nach meinen Bedürfnissen?
Ich bin sitzen geblieben.
Beim Gespräch mit dem Anästhesisten fragte er mich, wie denn normalerweise mein Puls sei. Ich sagte: Wenn ich aufgeregt bin, dann ist so 80-90 pro Minute normal. Wenn ich gelassen und entspannt bin, eher 60. "Dann sind Sie gerade aufgeregt?" fragte er. "Da können Sie einen drauf lassen, dass ich aufgeregt bin", sagte ich.
Nach dem Gespräch ging ich wieder zurück zur Ambulanz, gab meinen Aktenordner wieder dort ab und wartete wieder. Irgendwann kam die Oberärztin. Die kannte ich bereits, aber sie erkannte mich nicht wieder. Wie auch, nach zweieinhalb Jahren. Da sind ihr sicher tausende Patienten begegnet.
Aber auch sie konnte die zweite Zyste im Ultraschall nicht darstellen. Mein Darm war immer im Weg. Ich fragte, ob es nicht vielleicht eine andere Untersuchungsmethode gibt. MRT oder CT oder so. Es wurde mir gesagt, sie machen immer nur Ultraschall, das reiche als Grundlage für die OP. Manche Patienten bringen ein CT mit, dass sie anderswo haben machen lassen. Aha, dachte ich.
Dann sollte ich etwas umhergehen, mich bewegen. Ich konnte eh nicht mehr sitzen. Es sollte dann noch eine weitere Ärztin kommen, die auch die OPs macht, vielleicht hat sie ja Glück, die Zyste zu finden. Aber sie müsse noch in den Kreißsaal.
Also wieder warten. Inzwischen war die Parkzeit meines Autos abgelaufen. Ich entschied, dass es mir egal ist. Ich dachte an den Vorfall damals, als ich wegen einer Vorbesprechung für die Gallenblasen-OP in (einem anderen) Krankenhaus war, und mein Auto während dieser Zeit abgeschleppt wurde. Damals hatte ich allerdings auf einem Behindertenparkplatz geparkt, was ich Dussel nicht bemerkt hatte. Diesmal würden sie mein Auto nicht abschleppen. Und wenn ich ein Ticket bekommen würde, wäre mir das jetzt auch egal. Man stumpft irgendwie ab, wenn man da stundenlang wartet.
Um kurz nach fünf fragte man mich, ob ich zu einem anderen Termin wiederkommen möchte, weil das mit der Ärztin noch dauert. Ich hatte keine Lust, nochmal wieder zu kommen. Ich hatte schon den ganzen Nachmittag dort zugebracht, jetzt käme es auf eine Dreiviertelstunde auch nicht mehr an, sagte ich.
Also wartete ich weiter. Ich hatte glücklicherweise meinen iPod dabei und schlenderte den Gang rauf und runter, schaute mir die Bilder an, und einen Kasten mit Druckanzeigen für Sauerstoff und Lachgas. Ja, die haben da Lachgas. Ich fragte mich, wozu. Lachgas wurde früher zur Betäubung eingesetzt, aber heutzutage doch nicht mehr?

Als es dann halb sechs wurde, rief man mich wieder rein. Die Ärztin müsse noch einen Kaiserschnitt machen, daher müsste ich doch nochmal wiederkommen. Na klasse. Das Tüpfelchen auf dem i.
Morgen nachmittag tanze ich da also wieder an. Muss wieder der Arbeit fern bleiben. Ich weiß noch gar nicht, was ich den Kollegen sagen soll.
Aber einen vorläufigen OP-Termin habe ich. Am 12. Dezember. Es sei denn, die Ärztin findet morgen die Zyste und entscheidet, dass die raus muss. Dann würde das bedeuten, dass die OP nicht ambulant gemacht werden kann, und dann kriege ich sicher einen anderen Termin.

Die Ausschabung, so sagte man mir in der Aufklärung, wird mit einem scharfen Löffel durchgeführt. Dazu wird mittels immer dicker werdenden Stiften der Muttermund erweitert, damit schließlich der Löffel durchpasst. Es besteht das Risiko der Verletzung der Gebärmutter und einer Blutung in den Bauchraum. Es besteht das Risiko einer Zervixschwäche durch die Erweiterung des Muttermundes, was im Fall einer zukünftigen Schwangerschaft zu verfrühtem Öffnen des Muttermunds führen kann. Haha, dachte ich, zukünftige Schwangerschaft? Ich glaube nicht, dass ich in diesem Leben nochmal schwanger werde, sagte ich.
Und es besteht das Risiko, dass diese Ausschabung öfter gemacht werden muss, wenn sich die Schleimhaut immer wieder aufbaut, nicht abbluten kann usw.
Was mich inzwischen zu der Überlegung führt, ob es nicht ratsam wäre, die Gebärmutter gleich komplett entfernen zu lassen.
Das wäre endgültig. Keine Blutungen mehr. Kein Nährboden für Schleimhautkrebs.
Aber auch wirklich kein Baby mehr. Der Gedanke, dass das Leben nochmal sein Recht fordert, wenn die Antihormontherapie beendet ist, und das Schicksal entscheiden könnte, dass mein Sohn doch noch ein Geschwisterchen bekommen könnte, wäre endgültig dahin.
Das Ganze ist so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto, klar. Und würde ich das wirklich wollen? Immerhin hätte der Papa auch noch ein Wort mitzureden. Und der würde sagen - nein. Allerdings stand er einer Total-OP seltsamerweise auch eher ablehnend gegenüber.
Was tun?
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