Aus der Isolation befreit
Heute morgen kurz vorm Aufwachen träumte ich eine neue Erkenntnis. Man sollte sich so etwas gleich aufschreiben, damit man es nie wieder vergisst. Okay, so halbwegs bekomme ich es noch zusammen, aber so klar wie heute morgen ist es leider nicht mehr. Wird also Zeit, es aufzuschreiben!
Ich erinnere mich an die Zeit so um mein 6. Lebensjahr, da habe ich mich gedanklich mit Dingen beschäftigt, die meine Eltern für 6jährige eben nicht altersgemäß erachteten. Es war nichts Schlimmes, ich machte mir nur Gedanken über das, was ich so nebenbei aus den Nachrichten aufschnappte. In diesem Zusammenhang hatte ich (nicht nur) eine Frage an meine Eltern. Aber da die ja nicht altersgemäß waren, hieß es lediglich: Du wirst es wissen, wenn Du alt genug dafür bist.
Meinen Einwand, dass ich ja, um dieses Wissen zu erlangen, die Frage(n) beantwortet haben müsste, ließen sie nicht gelten. Ich war frustriert. Ich wollte etwas wissen, aber man gab mir keine Antwort. Ich begriff plötzlich, dass ich letztendlich, wenn es hart auf hart kommt, auf mich allein gestellt sein würde. Um Wissen zu erlangen, muss man fragen. Aber andere Menschen zu fragen, hilft nicht viel. Ich begriff mich plötzlich als Individuum unabhängig von meinen Eltern.
Aber es war zu früh. Ich fand mich isoliert. Die Orientierung, die ich suchte, wurde mir nicht gewährt. Dieses Muster zog sich durch mein Leben. Eindrücke, Reize von außen irritierten mich eher, als dass sie mir eine Orientierung gaben, so dass ich mich lieber freiwillig in die Isolation begab. So war ich eben mit meinen Gedanken bei mir. Ich fand mich damit ab, dass niemand sich für diese Gedanken interessierte. Zu oft machte ich negative Erfahrungen, wenn etwas davon nach außen drang.
Die Erkenntnis, die ich heute morgen träumte, brachte dies in Zusammenhang mit dem Krebs. Auch die Krebszellen sind gewissermaßen isoliert. Sie koppeln sich ab von ihrer Umgebung und erfüllen irgendwann nicht mehr die Funktion, die sie eigentlich hatten. Sie machen nur noch ihr Ding, Energie ziehen sie aus Gärungsprozessen, so dass sie unabhängig von der Versorgung mit Blutsauerstoff sind.
Genauso wie ein Mensch die Isolation nicht ewig ertragen kann, kann es auch keine Zelle. Es musste zum Ausbruch der Krankheit kommen.
Nun befreie ich mich aus der Isolation. Ich gehe das Risiko ein, wie früher so oft, zurückgestoßen zu werden, aber im Unterschied zu damals weiß ich, dass das Netz, das mich umgibt, tragfähig ist. Ein Netz, dass aus Beziehungen zu Menschen geknüpft ist, die ich sehr gern habe, und die mich sehr gern haben, aber auch zu Menschen, die ich persönlich (noch) nicht kennenlernen konnte, die aber hier immer wieder in meinem Blog lesen. Ich spüre das Interesse, und dann habe ich keine Angst mehr.
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