Den eigenen Genius finden
Inspiriert durch einen Beitrag bei Morgenluft habe ich mich auf die Suche nach meinem Genius gemacht. Zunächst einmal habe ich Stunden gebraucht, bis ich die Genius-Karten ansehen konnte: ich hatte schlicht die falsche Flashplayer-Version...
Drei Karten habe ich bisher gezogen, und alle drei scheinen irgendwie auch zusammenzuhängen - jedenfalls empfinde ich das so. Es ist sogar so, dass mir beim Sinnieren über Karte Nummer 3 plötzlich etwas zur Frage auf Karte 1 auffällt. Dieses Aha-Erlebnis ist elektrisierend.
Frage 1 war: Gibt es ein Muster an den wichtigen Wendepunkten meines Lebens?
Hierauf fiel mir zunächst ein: Wendepunkte sind gekennzeichnet durch (scheinbare?) Zufälle. Es können ihnen Ereignisse zugrundeliegen, die viele Jahre zurückliegen.
Frage 3 war: Wo und wann habe ich einen Stein ins Wasser geworfen, der heute seine Kreise zieht?
Dazu fiel mir zunächst eine Entscheidung ein, die ich nach Abschluss meines Studiums traf. Es war 1993, ich zog um in eine andere Stadt und entschloss mich, einem Verein beizutreten, um Menschen außerhalb meines Berufsfeldes kennenzulernen. Die Folge davon war, dass ich dort meinen Ehemann kennenlernte und auch einen Arbeitgeber, der einen Wendepunkt in meinem Berufsweg markierte. Das war vor 13 Jahren.
Dann fragte ich mich, ob es vorher einen entscheidenden Schritt gab. Und das war 1980, als ich mich für meinen Berufsweg entschied, als ich den Entschluss fasste, das Studium anzustreben, das ich schließlich auch erfolgreich beendete. Letztendlich war dies auch der Grund, warum ich jetzt hier bin und nicht woanders, warum ich tue, was ich jetzt tue, und nichts anderes.
Was fällt daran auf? Beide Wendepunkte (auch wenn der erste nur im Kopf stattfand) haben einen zeitlichen Abstand von ca. 13 Jahren. Und heute sind wiederum 13 Jahre vergangen, und ich stehe wieder an einem Wendepunkt! Wie der erste findet dieser vor allem auch in meinem Kopf statt. Ein Muster gemäß Frage 1? Mir drängt sich die Frage auf, was wohl im Jahre 2019 auf mich wartet...
Es ist erst der Anfang. Ich habe noch nicht das Gefühl, dass ich meinen Genius mit drei Worten beschreiben kann.
Frage 2 war übrigens: Wozu bin ich berufen?
Das will ich ja gerade herausfinden! Spontane Eingebungen wären da: Erkennen von Zusammenhängen, lebenslanges Lernen, Weitergabe von Wissen und Erkenntnissen. Man könnte meinen, ich müsste Lehrerin sein - aber das bin ich nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, ob es das wirklich ist.
Da gibt es noch eine Menge nachzuforschen!
in: Gedanken
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Wege, die umsonst, aber nicht kostenlos sind
Damals im Februar kurz vor Beginn der Chemotherapie war ich bei der Arbeitsagentur. Ich hatte die nötigen Formalitäten für den Antrag auf Arbeitslosengeld erfüllt, bekam aber kein ALG, weil ich ja krankgeschrieben war. Der Kollege sagte, ich muss mich erst wieder bei der Agentur melden, wenn ich weiß, wann ich gesund geschrieben werde, idealerweise 6 Wochen vor dem Ende der Krankschreibung.
Heute ist es nun soweit, dass ich ungefähr weiß, Ende September bin ich wieder gesund - oder sagen wir besser arbeitsfähig. Ich schnapp mir also meinen Sohn, der immer noch Ferien hat, fahr mit dem Zug in die Stadt zur Arbeitsagentur, bringe mein Anliegen vor. Die junge Dame sagt, sie könne nichts für mich tun, da ich ja erst Ende September wieder gesund sei. Da bräuchte ich mich nicht schon jetzt zu melden, sondern erst, wenn ich wieder gesund bin. Hä?
Auf einer Internetseite der Arbeitsagentur heißt es:
"Arbeitnehmer müssen sich seit dem 1. Juli 2003 mit dem Zugang der Kündigung oder Unterzeichnung von Aufhebungsverträgen unverzüglich beim Arbeitsamt melden. Schon die Kündigungsfrist soll von den Arbeitnehmern - unterstützt durch die vielfältigen Angebote des Arbeitsamtes - aktiv zur Arbeitsuche genutzt werden. Ziel ist, dass Arbeitslosigkeit möglichst gar nicht entsteht. Die gesetzliche Regelung gilt bereits seit fünf Monaten, dennoch ruft sie immer noch Verwirrung hervor. [...] „Der Meldepflicht unterliegen alle, die in der Arbeitslosenversicherung Ansprüche erwerben“, darauf weist der Präsident des Landesarbeitsamtes Nordrhein-Westfalen, Karsten Koppe hin, also auch Wehr- und Zivildienstleistende, Bezieherinnen von Mutterschaftsgeld, Bezieher von Kranken-, Verletzten- und Übergangsgeld, Empfänger von vollen Erwerbsminderungsrenten und ähnlichen Leistungen, Auszubildende in außerbetrieblichen Einrichtungen sowie Jugendliche in bestimmten Einrichtungen zur beruflichen Rehabilitation."

Da ich Krankengeld beziehe, gilt das für mich doch auch?! Aber die junge Dame bei der Arbeitsagentur hat sich telefonisch nochmal bei einem Kollegen rückversichert. Im Gespräch mit dem Kollegen sagte sie, dass ich mich schon jetzt bewerbe - und das in einem Ton, der sagt: schon jetzt, also ganz schön früh.
Ich muss mich also erst melden, wenn ich wieder gesund geschrieben bin. Sprich: die Arbeitsagentur wird erst tätig, wenn ich eigentlich schon einen neuen Job haben sollte, damit ich dem Staat nicht auf der Tasche liege.
Aber was soll's? Ich gehe ohnehin davon aus, dass ich mir meine nächste Arbeitsstelle selbst besorge. Auf die Arbeitsagentur verlasse ich mich garantiert nicht!
in: Erfahrungen mit Behoerden
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Hautveränderungen
Zum Ende der Strahlentherapie hatte ich unter der Achsel eine eurostückgroße Stelle, die sah so halb gar aus. Wie Fleisch, das man gerade auf den Grill geworfen hatte.
Nach fleißigem Einschmieren mit Bepanthol Lotion ist diese Stelle jetzt hellbraun. Wie überhaupt der ganze bestrahlte Bereich jetzt eine Bräune hat, bis auf ein paar Stellen, die weiß geblieben sind. Letzteres ist eine Pigmentstörung, von der meine Hausärztin sagt, dass das nicht behandelbar sei. Diese weißen Stellen habe ich auch an den Fingern. Da muss man wohl mit leben.
Jedenfalls bin ich froh, dass der bestrahlte Bereich nun nicht mehr spannt und rot ist. Insgesamt habe ich das alles wohl ganz gut vertragen.
Die Reha hätte also jetzt schon beginnen können - aber ich wusste ja nicht, wie lange meine Haut braucht, sich zu regenerieren. Ist auch gut, nun habe ich noch ein paar Wochen Urlaub bis zur Reha, Zeit ohne Verpflichtungen. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr!
in: Brustkrebs
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Krankheit als Sprache der Seele
Ich lese gerade das Buch mit oben genanntem Titel von Ruediger Dahlke. Da schreibt er sehr ausführlich über Krebs im allgemeinen, aber auch Brustkrebs im besonderen. Das Thema Krebs kam in seinem anderen Buch "Krankheit als Weg" doch sehr zu kurz. Ich hab es schlicht nicht verstanden.
In "Krankheit als Sprache der Seele" habe ich nun tausend Aha-Erlebnisse. Da heißt es zum Beispiel, dass Krebspatienten häufig in den ca. 10 Jahren vor der Erkrankung ein unauffälliges angepasstes Leben geführt haben. Das kann ich bestätigen. Er benutzt den Begriff "Normopath", der auf äußere Reize stets so reagiert, dass er möglichst nicht auffällt, nirgendwo aneckt. Damit dies geschieht, werden eigene Bedürfnisse unterdrückt. Das "Über die Stränge schlagen" wird unterdrückt, bis es nicht mehr geht. Denn irgendwann tut es der Körper selbst. Die Zellen "haben die Nase voll" und schlagen nun über die Stränge, wachsen ohne Rücksicht auf Verluste, werden autark, in dem sie vom normalen Stoffwechsel mit Sauerstoff auf Gärung umschalten.
Und weiter heißt es da (das war eh schon die Theorie, die ich vertreten habe), dass das Immunsystem im Normalfall solche Zellen erfolgreich bekämpft. Aber nach jahrelanger Unterdrückung wird in einer Phase, in der das Immunsystem geschwächt ist, der Krebs stärker. In den zwei Jahren vor der Diagnose habe ich massiv mit Atemwegsinfekten zu tun gehabt. Ich war in den Wintermonaten teilweise wochenlang krankgeschrieben. Mein Immunsystem war geschwächt, weil ich im wahrsten Sinne des Wortes "die Nase voll hatte" von allem. Meine berufliche Entwicklung stagnierte, der Firma ging es schlecht, die Gehälter wurden nicht gezahlt. Der Spagat zwischen Familie und Beruf belastete mich. Ich wollte alles, hatte aber das Gefühl, keinem wirklich gerecht zu werden.
Jetzt erst begreife ich, dass es gar nicht darauf ankommt, irgendwem gerecht zu werden, sondern darauf, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen, was heißt, mir selbst gerecht zu werden.
Wenn ich dann so zurückdenke, wann das eigentlich angefangen hat, dann geht das bis in meine Kindheit zurück. Es war erschreckend für mich, das zu realisieren, aber dann dachte ich, gut, dass ich es jetzt realisiert habe.
Die Menschen in meiner Umgebung haben die Veränderung bemerkt, die ich durchgemacht habe. Es ist, als würde ich jetzt "mehr auffallen" - und das kann man nicht nur dadurch erklären, dass ich mit einem extrem kurzen Haarputz rumlaufe. Sie sagen solche Dinge wie:
Wow, hat die Frau eine Ausstrahlung! während ich früher eben nie aufgefallen war. An mich konnte man sich nie erinnern. Ich war immer unbedeutend.
Vor ca. 17 Jahren war ich mit meinem damaligen Freund und dessen Freund im Urlaub. Jemand, den wir da kennenlernten, fragte mich, warum ich denn nicht allein mit meinem Freund in den Urlaub fahre. Und ich gab zur Antwort:
Weil es ihm mit mir allein zu langweilig wäre.
Aber das war das Einzige und Ehrlichste, was ich dazu sagen konnte.

Es ist, als hätte ich das Ganze nun abgeschüttelt. Es hat viele Jahre gedauert, und ich musste erst Krebs bekommen, um wirklich zu begreifen, worauf es ankommt. Mit ein wenig Trauer denke ich an all die verschenkten Jahre zurück, in denen mein Selbstwertgefühl gering bis gar nicht vorhanden war. Wenn ich Fotos von mir von damals sehe, denke ich ganz anders über mich als ich es damals tat. Jetzt denke ich, wie herrlich jung ich damals war,
ich finde mich hübscher als ich damals empfunden hatte. Heute sieht man mir inzwischen die Jahre an, aber es macht mir nichts mehr aus, weil es eben zu mir gehört, und wem das nicht passt, der soll halt woanders hingucken.
Seltsamerweise bekam mein Selbstwertgefühl schon vor Monaten, nach der Diagnose Krebs einen Schub. Vielleicht hat die Diagnose mich endlich aufgeweckt und mir klar gemacht, wie wertvoll mein Leben ist, indem sie mir vor Augen führte, wie schnell es auch zuende gehen kann.
in: Aus der Seele gesprochen
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