Es geht bergauf :-)
eikesmom, Samstag, 3. Juni 2006, 00:45
Ich merke jetzt jeden Tag, wie es besser geht! :-) So langsam verabschiedet sich die Chemo aus dem Körper, und nach und nach normalisiert sich alles. Okay, meine schöne Arm-Vene wird immer so vernarbt bleiben....
Heute hatte ich immerhin einen relativ anstrengenden aber auch schönen Tag. Ich hatte heute vormittag eine Besorgung gemacht, am Mittag habe ich Eike vom Kindergarten abgeholt, und dann sind wir gleich direkt zu einer Freundin gedüst, um mit ihr und ihren Kindern ihre Eltern zu besuchen. Ihre Mama - ihres Zeichens Friseurin - hatte sich bereit erklärt, meine Perücke mal wieder auf Vordermann zu bringen. Nun zunächst einmal galt es, 2 Staus zu überwinden, dann 3 Kindersitze nebst dazugehörige Kinder im Alter von 2,5 bis 5,5 Jahren in meinem Auto unterzubringen. Durch den dritten Stau schafften wir es schließlich auf die Autobahn, und schon um halb vier waren wir am Ziel.
Der Nachmittag war für die Kinder das Nonplusultra - Trägger fahrn mit Opa C. nebst Bollerwagen-Anhänger und Plastiktrecker hinten drein. So viele Achsen sind gar nicht erlaubt! *lol* Derweil kümmerte sich Oma I. um meine Perücke, d.h. wir besprachen, wie es am besten aussieht, wie sie hergerichtet werden sollte usw.
Es war dann schon nach sechs, als wir wieder loswollten. D.h. los wollten nur meine Freundin und ich. Die Kinder wollten allesamt da bleiben. Auch Eike! Aber während Opa C. die Begeisterung der Kinder zu bleiben unterstützte, rollte Oma I. mit den Augen. Keine Frage, Eike musste wieder mit nach Hause, ob er nun wollte oder nicht. Die Kinder meiner Freundin blieben bei Opa und Oma. Eike war auf der Rückfahrt ratzfatz eingeschlafen.
Jedenfalls habe ich heute so manchen Kilometer im Auto abgerissen und vier Staus ertragen. Ich fand, das klappte schon erstaunlich gut. Das Wetter heute war aber auch ausgesprochen schön, gestern habe ich noch geflucht. Und bei Sonnenschein muss man einfach gute Laune haben!
Antihormontherapie
eikesmom, Mittwoch, 31. Mai 2006, 00:44
Heute war ich bei meinem Frauenarzt. Ich habe ihm vom Abbruch der Chemotherapie berichtet, die Beschwerden, die ich noch habe usw. und habe ihn gefragt, wann die Antihormontherapie beginnen soll. Daraufhin hat er mir gleich eine Spritze mit GnRH-Analoga verpasst. Das ist keine normale Spritze, sondern eine, die ein Stäbchen unter die Haut injiziert. Dieses Stäbchen gibt nach und nach das Medikament ab. Ca. alle 4 Wochen wird das wiederholt. Das ist dann auch eine Sache, die man nicht selbst machen kann - also darf ich wohl in den nächsten 5 Jahren alle 4 Wochen zum Frauenarzt dackeln.
Das Rezept für Tamoxifen hat er auch gleich ausgestellt. Wird sicher bestellt werden müssen, aber das ist ja kein Problem. Wenn ich morgen erst damit anfange, ist es wohl auch okay.
Nachdem ich gestern die Mitarbeiterin vom Sozialdienst nicht erwischt hatte, versuchte ich es heute direkt. Und das klappte prima, sie war in ihrem Büro, und wir haben gleich den Antrag für die Anschlussheilbehandlung ausgefüllt. Erst hatten wir den falschen Antrag, weil sie dachte, ich muss keine Strahlentherapie mehr machen. Aber mit Strahlentherapie ist es sogar noch besser, denn dieser Antrag wird direkt in der Wunschklinik abgegeben und man bekommt gleich einen Termin. Dazu ist es wichtig zu wissen, wie lange das noch mit den Bestrahlungen dauert und vor allem, wie man das verträgt. Sie sagte nämlich, dass die Haut sich erst erholen muss, bevor man zur Reha gehen kann. Wenn die Hälfte der Bestrahlungen um ist, soll ich sie wieder anrufen, und dann meldet sie mich in der Klinik an. Also denke ich mal, wird die Reha frühestens Mitte August beginnen, spätestens nach der ersten Septemberwoche, weil nach hinten die 5 Wochen-Begrenzung gilt. Die Reha muss spätestens 5 Wochen nach Ende der Strahlentherapie beginnen.
Heute habe ich also richtig was geschafft!
Zwei Frauen - von Diana Beate Hellmann
eikesmom, Dienstag, 30. Mai 2006, 00:42
In den letzten Tagen bin ich dann doch mal zum Lesen gekommen. Ich habe ein anderes Buch aufgegeben und ein neues angefangen: Zwei Frauen. Aus dem Klappentext: Für die junge Ballettänzerin Eva Martin bricht die Welt zusammen, als sie die Diagnose erfährt: Krebs! In der Strahlenklinik muss sie das Zimmer mit einer jungen Frau teilen, die in allem das Gegenbild zu sein scheint: frech, selbstbewusst und ungebildet. Aber dann beginnt eine Freundschaft von ungewöhnlicher Tiefe...
Was mich an diesem Buch beeindruckt hat, war die Schonungslosigkeit in der Beschreibung des Alltags in der Klinik. Über zwei Jahre hat Eva dort verbracht, und ich glaube, wenn sie dort in ihrer Zimmergenossin keine Freundin gefunden hätte, hätte sie es nicht durchgestanden. Ich hätte es nicht durchgestanden. Man bekam etwas mit von der Unfähigkeit bisheriger "Freunde", mit der Krankheit klarzukommen. Man bekam etwas mit von einer Lebensgeschichte einer Krebskranken, ihrer Kindheit und ihrem Streben nach Erfolg. Eva hat ihre Kindheit dem Ballett geopfert, sie hat sogar ihre Familie verlassen, um weiter an ihrer Ballettkarriere zu arbeiten, sie hat unter äußerster Disziplin alle Bedürfnisse ihres Körpers und ihrer Seele dem Ballett untergeordnet. Die Krankheit holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn man dieses Buch liest, kommt man nicht umhin, zu begreifen, dass der Krebs zwangsläufig kommt, wenn man in seinem Leben wesentliche Bedürfnisse ignoriert. Genauso wie man über diese Bedürfnisse hinweggeht, gehen die Tumorzellen über das benachbarte Gewebe hinweg. Die Krankheit macht deutlich, was im Leben falsch läuft!
Immer noch ...
eikesmom, Montag, 29. Mai 2006, 13:41
... habe ich Nachwirkungen von der Chemo. Letzte Nacht habe ich mich im Bett gewälzt. Irgendwas in meinen Eingeweiden war nicht okay. Mir ging immer wieder das Wort "Caulophyllum" durch den Kopf. Ich schwitzte. Am Morgen dann, als ich mit Eike aufgestanden bin, hatte ich erstmal Durchfall. Mein Blutdruck war - nach dem Duschen! - bei 93/66, und die Pulsfrequenz bei 91 pro Minute. Dementsprechend fühle ich mich auch.
Caulophyllum - im Netz findet man unter anderem diesen Beitrag: "Die Wurzeln stehen für eine Phase des Wurzel-Schlagens, die ja häufig gerade mit Schwangerschaft verknüpft ist. Wie auch bei den Meerestieren gibt es als weiteren Berührungspunkt den Bezug zu Bewegung und Wasser. Bewegungslosigkeit, Stillstand, Abneigung gegen Gesellschaft (Vergraben sein) sind charakteristisch für die Wurzeln. Wer die Caulophyllum-Wurzel betrachtet, erlebt sie als auffallend verschlungen – „verkrampft“ – und findet so bereits wichtige Hinweise auf die Mittelwirkung. Nichts kann in Gang kommen – es mangelt an Bewegungsenergie, an Fortschritt, an der Fähigkeit, los zu lassen. Das zeigt sich dann vor allem während der Geburt, aber auch bei den versteiften Finger- oder Zehengelenken, die unter Caulophyllum zu beobachten waren.
Zum ersten Mal liegen nun auch brauchbare Gemütssymptome der Frauenwurzel vor. Zentral ist dabei das Lebensgefühl einer Wurzel: unterirdisch, dunkel – entsprechend also „will meine Ruhe haben“, „fühle mich von Leben abgeschnitten“. Als entgegen gesetzter Pol dann der Energieschub, Klarheit, Wachheit, sexuelle Erregung, auch Unruhe. Schusters umfassendes Bild von Caulophyllum mit den Ergänzungen der Materia Medica wartet jetzt darauf, Eingang in die Praxis zu finden. Dann wird sich zeigen, dass Caulophyllum als eines der wichtigsten Mittel für Schwangerschaft und Geburt hilfreich ist – und darüber hinaus weitere Beeinträchtigungen der Lebenskraft zu heilen weiß."
Caulophyllum... Okay schwanger bin ich nicht, aber dieses Gefühl, nichts kommt in Gang, mangelnde Bewegungsenergie würde schon passen. Als ich Eike damals geboren hatte, hätte ich dieses Mittel auch gut gebrauchen können, weil ich Eike quasi auch nicht loslassen wollte.
Abgeblasen
eikesmom, Freitag, 26. Mai 2006, 23:40
Heute morgen waren wir schon kurz nach halb acht in der Kinderklinik zur Blutbildkontrolle. Danach gleich rüber in die Frauenklinik. Dort angekommen, waren die Blutwerte schon da. Das Ergebnis war schockierend für mich: 3.9. NUR 3.9, nachdem der Wert letzte Woche noch bei 5.6 lag! In mir machte sich ein seltsames Gefühl breit. Geknickt ging ich in den Aufenthaltsraum. Ich saß da eine Weile zusammen mit meinem Mann, dachte nach, und in meinem Bauch arbeitete es.
Nach einer Weile traf ich eine Entscheidung. Ich stand auf, sagte: "Ich geh jetzt da hin und sage die Chemo ab!" und das tat ich dann. Man rief sogleich in der Zytostase an, um die Herstellung meiner Zytostatika zu stoppen. War leider etwas spät, aber man konnte die Lösungen noch für eine andere Patientin verwenden.
Als ich da stand und alles abblies, ging mir das emotional sehr nahe, mir kamen die Tränen, ich entschuldigte mich für das ganze Hin und Her. Aber man hatte Verständnis dafür. Und die Schwestern sagten, dass ich mich richtig entschieden habe. Das weiß ich auch ganz sicher. Es kam dann noch die Frau, mit der ich das letzte Mal zusammen auf dem Zimmer lag, und ich fragte sie, wie tief ihre Leukowerte denn immer so gefallen sind. Bemerkenswerterweise konnte sie mir das so auf Anhieb nicht sagen! Sie kramte dann in ihren Unterlagen und fand den letzten Laborzettel. 2.7 - ihre Leukozyten fielen nach der letzten Chemo (auch ihre 5. gewesen) auf 2.7, der Wert liegt mehr als fünfmal höher als meiner! Ich fiel fast vom Stuhl! Und sie ebenfalls, als ich ihr von meinen Werten erzählte....
Wir warteten dann noch auf die Abschlussuntersuchung. Es war eine andere Ärztin da, die ich noch nicht kannte. Aber auch sie war sehr nett. Sie tastete nochmal meine Brust ab und die Lymphknoten in den Achseln und prüfte die Wirbelsäule, Lunge und Leber. Also all die Stellen, wo möglicherweise Metastasen auftreten könnten. Alles okay. Mir tat nichts weh. Die Ärztin sagte, nach ca. 2 Wochen sollte nun die Chemo aus dem Körper raus sein, so dass man sich wieder wie vorher fit fühlen sollte. Nun ja, ich würde mich da nicht so auf 2 Wochen festnageln lassen, kann sein, dass das in meinem Fall wieder mal länger dauert.
Zuhause angekommen, war Eike schon da mit der Oma. Oma wirbelte schon in unserem Haushalt, die Waschmaschine lief, sie fegte Küche und Flur, und Eike saß vorm Fernseher... Er freute sich mich zu sehen, und ich bin wieder einmal froh, die Chemo abgesagt zu haben.
Meine Schwester hatte versucht anzurufen, ich rief sie zurück. Sie dachte, ich hätte erst nächste Woche Chemo. Sie war auch ganz erleichtert, dass ich die Chemo nun abgebrochen habe. Sie und Mama hätten sich schon Sorgen gemacht, dass ich mir das nochmal antue. Vielleicht zu Recht - die Schwester im KH sagte noch, die Chemotherapie kann das Knochenmark dauerhaft schädigen. In dem Fall würden sich meine Blutwerte nie wieder richtig erholen, ohne dass man irgendwas unternimmt (wenn das überhaupt möglich ist). Na vielen Dank auch!