Erste Bestrahlung
Heute war die erste Bestrahlung. Die Bestrahlung erfolgt mit ultraharten Röntgenstrahlen im MV-Bereich,
(Zur Erläuterung für Nicht-Physiker: 1 MV = 1 Mega-Volt = 1000000 Volt, in dem Bereich liegt die Spannung zwischen der Anode und der Röntgenkathode in der Röntgenröhre. Die Elektronen, die von der Kathode abgestrahlt werden, prallen auf die Anode auf und dort werden die Röntgenstrahlen erzeugt. Die Energie der Elektronen wird in Strahlungsenergie umgesetzt. Je höher die Spannung, desto härter die Strahlung.)
das ist etwa tausendmal energiereicher als die Röntgenstrahlung, die man so aus der Diagnostik kennt. Klar, in der Diagnostik soll ja nichts kaputt gemacht werden, hier sollen die Krebszellen eins auf den Deckel kriegen.

Die eigentliche Bestrahlung dauert nicht lange. Es wird einmal von schräg rechts und einmal von links bestrahlt. Man merkt absolut nichts davon, man hört nur das Brummen des Geräts. In Gedanken weilte ich an einem Strand unter Palmen und stellte mir vor, die Sonne würde mir auf die Haut scheinen und ich würde das Meer rauschen hören.

Die Organisation des Ganzen klappt gut. Heute habe ich erfahren, dass Vormittagstermine vor allem für die Erstbestrahlungen vergeben werden. Morgen muss ich um 13 Uhr da sein. Das ist auch in Ordnung, vom Termin an dauert es nur 20 Minuten, dann ist man schon wieder draußen. Also wäre ich um 14 Uhr locker wieder zuhause (wenn die Bahnschranke nicht gerade unten ist, wie heute). Aber das ist genug Puffer zum Abholen von Eike aus dem Kindergarten.

Vielleicht liegt es an der Art des streng durchorganisierten Betriebs, aber die menschliche Seite kommt mir hier doch wesentlich zu kurz. Nach der Bestrahlung hat mir eine Ärztin noch ein paar Fragen gestellt - im Stehen in der Umkleidekabine. Während mein Frauenarzt eine Mammografie erst im Herbst vorschlägt, wollen die das jetzt schon bald haben. Und den Leberultraschall wollen die noch machen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die noch was finden WOLLEN, aber den Gefallen werde ich ihnen nicht tun! *grins*
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Haare :-)
Seit einigen Tagen ist es wirklich deutlich zu spüren (weniger zu sehen): Meine Haare wachsen wieder! Der Kopf ist nicht mehr glatt, es fühlt sich an wie ein Teppich. So manches Haar ist borstig dick, aber die meisten ganz fein wie Flaum. Und blond natürlich. Daher sieht man sie gar nicht. Sie sind vielleicht 2-3 mm lang, meine neuen Haare.

In meinen Gedanken habe ich schon eine freche Kurzhaarfrisur und sehe mich mit einem strahlenden Lächeln. Eine Mutter, die ich vorm Kindergarten traf, sagte, ich seh richtig cool aus mit dem Bandana. Das geht runter wie Öl :-) Bei dem schönen Sommerwetter, das zur Zeit herrscht, muss man einfach gute Laune haben.

Ich war heute in der Stadt und habe für meinen Sohn eingekauft. Der Bursche ist wieder gewachsen, und so viele Sommersachen, die passen, hatte er nicht. Also habe ich mal eben 4 Shorts und 6 T-Shirts gekauft. Und damit Eike so richtig sich freut, habe ich ihm auch neue Filzstifte mitgebracht.

Morgen ist nun der erste Bestrahlungstermin. Ich bin ja gespannt, ob man irgendwas merkt. Hautirritationen wird man sicherlich - wenn überhaupt - erst nach einiger Zeit feststellen. Wollen wir hoffen, dass sich das in Grenzen hält.
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Simulation für die Strahlentherapie
Heute war ich zur Simulation für die Strahlentherapie. Diesmal musste ich gar nicht lange warten - stattdessen ärgerte ich mich, dass ich soviel Geld in den Parkautomaten geschmissen habe.... Man kann es mir aber auch nie recht machen! *g*

Ich musste mich genauso hinlegen wie beim Planungs-CT. Dann wurde ich noch ein bisschen hin und her gerückt, und eine Justierplatte fuhr um mich herum. Es wurden Justierlaser eingerichtet. Als alles eingerichtet war, malte man mich an. Ich seh aus wie ein Indianer auf dem Kriegspfad (nur eben nicht im Gesicht). Okay, andere laufen mit Tattoos rum, ich hab halt Muster aus Edding auf der Brust. Sogar an den Armen haben sie was gezeichnet. Aber da hieß es hinterher, das wäre nicht schlimm, wenn es abgeht. Warum haben sie meine Arme denn erst angemalt? Naja.... Die zwei Frauen hatten offensichtlich verschiedene Methoden, die Anzeichnungen vorzunehmen. Dann habe ich noch ne Ladung Babypuder auf die Brust bekommen, und dann war ich auch schon fertig. Fast. Ein Foto im Liegen und ein (Verbrecher-)Foto vor einer Wand wurde noch gemacht. Für die Ahnengalerie *hust*.

Auf dem Rückweg habe ich dann erstmal im Supermarkt Halt gemacht und Babypuder gekauft. Damit soll ich mich viermal am Tag einpudern. Na, ich denke, dreimal reicht auch. Ich schwitze nicht furchtbar viel.... das heißt neuerdings, wenn so eine Hitzewallung kommt.... okay, ich probier das einfach mal aus. Ich muss halt zusehen, dass die Anzeichnungen nicht verschwinden oder verschwimmen.

Nächsten Dienstag ist es dann schon soweit. Vormittags um 10:40 Uhr habe ich meine erste Bestrahlung. Die Zeit ist super, finde ich, wenn es dabei bleibt, bin ich sehr zufrieden. Aber die planen ja immer von einem Tag zum anderen, also kann ich mich nicht darauf verlassen.
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Trau keiner Statistik ...
... die du nicht selbst gefälscht hast.

Da ich ja selbst eine Vorliebe für Statistiken habe, weiß ich gern über die Hintergründe Bescheid. Am Montag ist mir ein interessantes Buch in die Hände gefallen. Es heißt "Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit - Logisches Denken und Zufall" von Hans-Hermann Dubben und Hans-Peter Beck-Bornholdt. Da ist ein interessantes Beispiel über die Lebenserwartung von Krebskranken enthalten. In vielen Statistiken, die veröffentlicht werden, heißt es ja immer, dass die mittlere Lebenserwartung von Krebskranken in den letzten Jahrzehnten gestiegen sei, und man ist versucht zu denken, dies habe mit fortschrittlicheren Behandlungsmethoden zu tun. Beispielsweise können heutzutage schon kleinere Tumoren entdeckt werden, während sie noch vor 20 Jahren in der Größe unter der Nachweisgrenze waren. Dieser Umstand allein bewirkt in der Statistik jedoch schon eine Erhöhung der mittleren Lebenserwartung, obwohl die einzelnen Individuen de facto immer noch dieselbe Lebenserwartung haben wie immer oder sogar eine schlechtere haben! Nicht zu glauben? Doch mit einem ganz einfachen Beispiel kann man das zeigen.

Das Beispiel ist wie folgt: Nehmen wir an, wir haben 7 Patienten. 3 davon haben große Metastasen und daher eine schlechte Prognose mit einer Lebenserwartung von 10 Monaten. 3 andere Patienten haben keine Metastasen und eine gute Prognose und eine Lebenserwartung von 50 Monaten. (Es handelt sich hierbei nur um ein Zahlenbeispiel, ich würde 50 Monate Lebenserwartung nicht als gute Prognose bezeichnen! Das ist hier relativ zu den anderen gemeint). 1 Patient hat kleine Metastasen und eine Lebenserwartung von 30 Monaten. Nehmen wir weiter an, vor 20 Jahren konnte man die kleinen Metastasen noch nicht entdecken. Der Patient wird in die Gruppe "gute Prognose" einsortiert, weil man meint, er habe keine Metastasen. Die 3 Patienten ohne Metastasen ebenfalls. Die 3 Patienten mit großen Metastasen werden in die Gruppe "schlechte Prognose" einsortiert. Nachdem alle gestorben waren (nehmen wir an, nach genau ihrer Lebenserwartung), erhält man für die Gruppe "schlechte Prognose" eine mittlere Lebenserwartung von
3*10/3 Monate = 10 Monaten.
Die Gruppe "gute Prognose" hat eine mittlere Lebenserwartung von
(30 + 3*50)/4 = 45 Monaten.

Nehmen wir an, dieselben Patienten würden heute behandelt, und ihre tatsächliche Lebenserwartung wäre jeweils um 1 Monat gesunken. Die drei mit großen Metastasen hätten also 9 Monate, die drei ohne Metastasen 49 Monate und ein Patient 29 Monate Lebenserwartung. Heute kann man aber die kleinen Metastasen entdecken und sortiert diesen Patienten deshalb in die Gruppe "schlechte Prognose" ein. Rechnen wir wieder die mittlere Lebenserwartung aus:
schlechte Prognose: (29 + 3*9)/4 = 56/4 = 14 Monate
gute Prognose: 3*49/3 = 49 Monate

D.h. beide Gruppen haben in der Statistik eine Erhöhung der mittleren Lebenserwartung um 4 Monate, obwohl sie für den Einzelnen de facto um 1 Monat geringer ist! Soviel also zum Thema Statistik...

Was lerne ich daraus? Ich würde die Einsortierung in die zwei Gruppen nicht vornehmen, solange nicht klar ist, wohin jedes einzelne Individuum wirklich gehört. Bei jeder Messung gibt es eine Nachweisgrenze, das ist immer so und wird immer so sein, die Nachweisgrenze verschiebt sich lediglich mit neueren Diagnosemöglichkeiten. Wenn ich also Statistiken von früher und von heute vergleichen will, muss ich dies berücksichtigen und ggf. so tun, als hätte ich immer noch die Nachweisgrenze von früher.

Ich weiß nicht, wie die tatsächlichen Statistiken aufgrund der Krebsregister-Daten erstellt werden. Und weil ich das nicht weiß, kann ich mit den Ergebnissen wenig anfangen. Ich kann es schlicht nicht beurteilen, was das für mich selbst bedeutet. Das wissen nur diejenigen, die die Statistiken machen - wenn sie es denn wissen - aber das will ich doch mal ganz stark hoffen!
in: Brustkrebs
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