Chemotherapie - habe ich mir das gut überlegt?
Heute hatte ich das Aufklärungsgespräch über die Chemotherapie. Ich wurde über die Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt. Es kommen Medikamente zum Einsatz, die besonders jene Zellen angreifen, die sich teilen, wodurch vornehmlich Krebszellen zerstört werden sollen, aber leider auch gesunde Zellen, die sich gerade teilen. Das wären dann auch Blutzellen, Haarwurzelzellen, Schleimhautzellen. Und Eibläschenzellen im Wachstum. Bestimmt habe ich noch einige wichtige vergessen in meiner Aufzählung!

Nach dem Gespräch fand ich, dass der Haarausfall, von dem ich ja schon wusste, echt noch das Harmloseste an der Sache ist. Was alles passieren kann:
- trockene Haut (die habe ich ja eh schon)
- Entzündungen der Mundschleimhaut
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung
- Blasenentzündung, weil die Abbauprodukte der Medikamente sehr aggressiv sind
- Nieren können geschädigt werden
- eine Herzschwäche kann sich entwickeln - daher wird vor der ersten und vierten Chemo ein Herzultraschall zur Kontrolle gemacht
- Infektanfälligkeit ist besonders in der zweiten Woche nach einer Chemo besonders hoch, weil dann die Zahl der weißen Blutkörperchen auf ein Minimum sinkt, daher werden um diese Zeit Blutkontrollen gemacht
- die Venen können vernarben, so dass es nicht mehr möglich ist, Blut abzunehmen. Unter Umständen ist für weitere Infusionen dann ein Port notwendig, der wird oberhalb der Brust implantiert. Das ist ein Hohlraum, der mit Flüssigkeit gefüllt ist, von ihm führt ein Schlauch in die große Körpervene. Nach vorne zur Haut hin ist der Port mit einem Gummideckel verschlossen, durch den man mehrmals mit einer Infusionsnadel durchstechen kann. Rückwärtig ist eine Metallplatte, so dass die Nadel nicht ins Innere des Körpers dringen kann. Die Krankenschwester, mit der ich gesprochen hatte, empfahl mir diesen Port. Aber die Idee, so ein Ding im Körper zu haben, machte mir Angst. Nein, ich will einfach hoffen, dass meine Venen gut genug sind und bleiben.

Ich muss also meine Haut intensiv pflegen, viel trinken, mich besonders vitaminreich ernähren. Gegen Übelkeit bekomme ich Medikamente. Gegen Blasenentzündung bekomme ich vor der Chemo ein Mittel gespritzt, welches die Abbauprodukte der Chemikalien neutralisieren soll.

Da die Follikel immer wieder zerstört werden, wachsen nicht wie üblicherweise 20 pro Tag, sondern viel mehr. Sie werden so schneller verbraucht als normal, was bedeutet, dass die Wechseljahre vorher eintreten. Die Regelblutung wird wahrscheinlich ausbleiben, weil die Follikel zerstört werden. Später unter der Hormontherapie wird die Regelblutung mit Sicherheit ausbleiben. Unter der Chemo ist jedoch die Verhütung trotz allem nicht gewährleistet. Schwanger zu werden ist möglich, wäre aber eine Katastrophe, weil der Fötus massiv geschädigt würde. Ein Schwangerschaftsabbruch wäre unter Umständen notwendig, ist dann aber sehr risikoreich, weil eben auch die Thrombozyten, die ja für die Blutgerinnung zuständig sind, in ihrer Zahl minimiert werden. Also ist die Devise: nicht schwanger werden. Man bot mir die Kupferspirale als Verhütungsmethode an. Aber ich wollte nie einen Fremdkörper in mir haben. Und als ich gelesen habe, dass die Kupferspirale zu starken Blutungen führen kann, habe ich das für mich auch abgelehnt. Also bleiben nur noch Kondome, da hormonbasierte Verhütungsmittel nicht in Frage kommen.

Nach dem Gespräch habe ich ein Perückenstudio aufgesucht. Es war sehr interessant zu sehen, wie man mit dieser oder jener Frisur aussieht. Meistens fand ich mich aber furchtbar damit! Ich fand, man sieht immer, dass es sich um etwas Künstliches handelt. Mit einem Kostenvoranschlag in der Tasche fuhr ich wieder nach Hause.
in: Brustkrebs
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