Die Operation
Am frühen Morgen schon um viertel nach sechs waren mein Mann und ich im Krankenhaus eingetrudelt. Die Nachtschwester, Schwester Elke, eine ganz ganz Liebe, brachte uns auf ein Zimmer. Von den zwei Betten konnte ich mir eins aussuchen. Ich wählte die Fensterseite.
Ich packte meine Tasche aus, legte alles in den Schrank. Ich bekam ein OP-Hemd, Einmalslip, Thrombosestrümpfe und sollte einen BH bereitlegen. Dann bekam ich eine Beruhigungstablette. Von der hieß es, wird man müde. Jaja, das kann ich bestätigen! Ich wurde im Bett liegend runtergefahren. In den Fahrstuhl rein, runter, aus dem Fahrstuhl raus - und dann wusste ich nichts mehr. Eigentlich hätte ich erst noch bei Bewusstsein bleiben sollen, während sie unter Ultraschall den Tumor mit einer Nadel markierten. Damit der Chirurg weiß, wo er schneiden muss. Aber das habe ich gar nicht mehr mitbekommen.

Es war viertel vor zwölf, als ich wieder aufwachte. Ganz langsam wurde ich wach, viel langsamer als damals nach meiner Gallenblasen-OP. Ich hatte Schmerzen unter dem Arm und in der Brust. Aber mit den Schmerzmitteln, die ich dann bekam, war es erträglich. Den Nachmittag döste ich so vor mich hin. Bei der ersten Visite hatte ich kaum Fragen, weil ich noch so müde war. Der Chirurg selbst war da, und er sagte, der Tumor sei ca. 1,7 cm groß gewesen. Und 15 Lymphknoten wurden mir entfernt.

Am Tag danach erfuhr ich dann, dass alle 15 Lymphknoten frei von Krebszellen waren! Das war doch mal eine tolle Nachricht! Ich fühlte mich richtig gut - bis auf meine Beweglichkeit, die war doch arg eingeschränkt. An richtigen Schlaf war nicht zu denken, wenn man nur auf dem Rücken liegen darf und der linke Arm auf einem Keil liegen musste.
Am Tag nach der OP habe ich bereits geduscht und mich mit der linken Hand gewaschen, weil die rechte Hand noch die Braunüle hatte. Die Physiotherapeutin und eine Physiotherapieschülerin kamen und zeigten mir Übungen, mit denen ich meine Beweglichkeit zurückgewinnen sollte. Sie waren sehr zufrieden mit mir. Sie sagten, ich sollte möglichst bald eigene Sachen anziehen und mich ganz schnell vom Bett verabschieden, dann klappt das noch besser.

Nach dem Mittagessen kam die Psychologin. Wir sprachen vielleicht eine Stunde lang miteinander. Ich fand, man kümmerte sich sehr gut um mich, es tat mir gut, jemanden zu haben, mit dem ich reden konnte. Dann kam auch eine Kunsttherapeutin, mit der verabredete ich mich dann für den nächsten Tag um 10 Uhr.

Am Nachmittag bekam ich dann den ersten Besuch von meiner Familie und Schwiegermutter. Eike hatte eine Blume gebastelt, und mein Mann brachte mir Post mit: die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch! Ich war ganz aus dem Häuschen! Ich war geradezu euphorisch. Ich ging davon aus, dass ich schnell wieder gesund sein würde und dann in einer neuen beruflichen Position durchstarte und wie Phönix aus der Asche steige!
in: Brustkrebs
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