Wieder zuhause und Therapieplan
Am Samstag wurde der Leberultraschall wiederholt, diesmal von der Oberärztin. Sie erklärte den helleren Bereich an meiner Leber für eine Folge der Gallenblasen-OP. Sie sagte außerdem, Krebs würde sich im Ultraschall dunkel darstellen. Und nichts spräche dagegen, dass ich Sonntag nach Hause kann.

Nach dem Mittagessen holte mich mein Mann ab. Ich bekam alle Röntgenbilder wieder zurück und einen Brief für den weiterbehandelnden Arzt.
Unser Sohn war noch bei seiner Oma. Mein Mann und ich verbrachten den Nachmittag auf dem Sofa. Er hatte mir ein Kissen zurechtgemacht, auf das ich meinen linken Arm legen konnte. Ich werde diesen Tag immer mit diesem seltsamen Licht verbinden, das ins Wohnzimmer schien. Es war ein sonniger Tag, die Sonne stand tief. Und ich werde immer an die Eisenbahn denken, die um den Ätna auf Sizilien fährt, weil mein Mann sich sonntags immer die Eisenbahn-Romantik anschaut :o)

In dieser ersten Woche nach dem Krankenhausaufenthalt hatte sich mein Mann freigenommen, um mir zu helfen. Ich war die erste Zeit noch etwas bewegungseingeschränkt mit dem linken Arm. Er fuhr mich zum Frauenarzt und sogar zu meinem Vorstellungsgespräch. Er legte mir stets ein Kissen für meinen Arm zurecht. Er brachte unsern Sohn in den Kindergarten und holte ihn wieder ab. Am Donnerstag bin ich das erste mal (unter seiner Aufsicht *g*) wieder Auto gefahren. Es klappte gut, vor allem konnte ich den linken Arm viel besser ablegen als das auf dem Beifahrersitz möglich ist.

Am Mittwoch hatten wir nun den Termin im Krankenhaus zur Besprechung aller Ergebnisse. Am Tag zuvor hatten sich Ärzte, Pathologen etc. pp. zusammengesetzt und die anliegenden Fälle besprochen, unter anderen eben auch meinen.
Mein Befund sieht wie folgt aus:

Mamma-Ca links, pT1c, G II, pN0(0/15), PR 40%, ER 60%, HER-2-neu 2+, kein Anhalt auf periphere Filiae

Was bedeutet das nun?
- Der Tumor ist als Stadium 1c klassifiziert (kleiner als 2 cm)
- Grading Stufe II (hat was mit der Bösartigkeit zu tun, Wachstumsgeschwindigkeit oder sowas)
- 15 Lymphknoten wurden entfernt, davon war keiner befallen
- ca. 40% der Zellen haben Progesteronrezeptoren
- ca. 60% der Zellen haben Östrogenrezeptoren
- es gibt auch Rezeptoren für HER-2-Antikörper
- keine nachweisbaren Metastasen im Körper

Im Prinzip war mir fast alles schon bekannt. Die Tatsache, dass nicht alle Zellen Hormonrezeptoren aufweisen und dass ich noch relativ jung bin, führt nun dazu, dass sie mir eine Chemotherapie vorschlagen. Von der Idee war ich im ersten Moment gar nicht begeistert! Ich wollte doch möglichst bald wieder arbeitsfähig sein! Ich dachte, ich mach mal eben 5 Wochen Strahlenbehandlung und dann die Hormontherapie und gut is! Ich bekam einen Kloß im Magen. 6 mal Chemo soll ich bekommen, im Abstand von je 3 Wochen. Also dauert die Chemo allein schon (von der OP gerechnet) 18 Wochen. Dann ist das Jahr bald um!

Ich musste erst darüber schlafen. Ich habe nachgedacht. Was würde passieren, wenn ich in ein paar Jahren einen Rückfall bekomme? Was wäre, wenn ich die Chemo nicht gemacht hätte und ich einen Rückfall bekomme? Würde ich dann nicht verzweifeln, mich ärgern, dass ich "damals" nicht alles versucht habe, den Krebs zu bekämpfen? Mir wurde klar, dass ich die Chemo machen muss, dass ich eben ALLES versuchen muss, den Krebs zu besiegen. Und ich denke mir, diese Zeit, in der ich diese Therapie mache, ist auch eine Chance für mich zu entdecken, was mir guttut, was mir wichtig ist und wo meine Prioritäten im Leben sind.
in: Brustkrebs
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