Wer misst, misst Mist
Von gestern mittag bis heute morgen von einer kleinen Kiste geärgert worden.
Und diese Kiste behauptet jetzt, ich habe einen erhöhten Blutdruck. Ich soll Betablocker einnehmen.
Ich kann es noch gar nicht glauben. War mein Blutdruck vielleicht nur deshalb erhöht, weil mich diese Kiste geärgert hat? Schon mein Physiklehrer sagte damals: Wer misst, misst Mist. Das Experiment beeinflusst das Ergebnis.
Fragt sich nur, wieviel.
Ich habe mich darauf eingelassen, weil mir der Arzt Vertrauen einflößt. Es gibt da zwar so Kleinigkeiten, die einen nachdenklich machen könnten.
Zum Beispiel, dass man heute meine Blutwerte suchte und sie unter dem Namen eines anderen Patienten fand, einem Namen, der sich von meinem um ganze 2 Buchstaben unterscheidet, schön verteilt auf Vorname und Nachname. Noch dazu der Geburtsmonat übereinstimmte. Der junge Mann war am gleichen Tag dort in der Praxis. Vielleicht habe ich ihn sogar gesehen. Einen Unbekannten. Vielleicht würden wir uns bestens verstehen - wir haben ja das gleiche Sternzeichen :)
Wieso sie jetzt sicher sind, dass die Werte nun zu mir gehören, entzieht sich meinem Verständnis. Wenn die Blutwerte jetzt etwas Dramatisches angezeigt hätten, hätte ich sicher auf einer zweiten Untersuchung bestanden. Aber die Blutwerte sehen genauso aus, wie ich sie erwartet habe. Mitsamt dem eigentümlich niedrigen Cholesterinwert, den ich schon immer hatte. Das ist quasi wie ein Muttermal.
Trotzdem fühle ich mich dort gut aufgehoben. Ist einfach ein Bauchgefühl. Und auf meinen Bauch - so habe ich beschlossen - werde ich öfter hören.
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Die letzte Zoladex
Heute habe ich die letzte Zoladex-Spritze bekommen. Außer Tamoxifen soll ich jetzt nichts weiter nehmen, also auch kein Arimidex.
Es heißt, es sei durchaus möglich, dass meine Regelblutung wieder kommt.
Der Zustand meiner Schleimhäute ist so schlecht, dass meine Ärztin erwog, mir eine östrogenhaltige Vag*nalcreme zu verschreiben. Die Schleimhaut blutet sofort bei der leichtesten Berührung. Aber bevor ich die bekomme, soll das noch mit dem Onkologen in der Klinik beraten werden. Denn in den letzten zwei Jahren war ja mit dem Zoladex das Ziel verfolgt worden, das Östrogen komplett zu unterdrücken.
In drei Wochen habe ich auch noch einen Termin beim Internisten zum Ganzkörpercheck.
Ich bin gespannt, wie sich das jetzt entwickelt, wenn das Zoladex abgesetzt ist.
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Müde
Nach 2 Jahren Krebstherapie bin ich echt müde. Ich habe keine Lust mehr auf Zoladex und Tamoxifen. Die Tamoxifen-Tabletten vergesse ich andauernd. Ich denke einfach nicht daran.
Morgens, wenn der Wecker klingelt, denke ich stets, die Nacht war zu kurz. Und abends finde ich den Weg ins Bett nicht. Weil der Tag nicht schon zu Ende sein darf, wenn man endlich Ruhe und Zeit für sich gefunden hat.
In meinem Kopf sind so viele Ideen und Projekte, aber ich schaffe es nicht, sie in die Tat umzusetzen. Ich war früher schon nicht so der Typ, brauchte schon immer einen Anstoß von außen, aber durch die Behandlung ist das noch schlimmer geworden.
Ich bin gespannt, ob das wieder besser wird, wenn ich statt Zoladex Arimidex bekomme?
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Einkaufsabenteuer
Letztes Jahr - so kurz vor Silvester - studierte mein lieber Mann den Prospekt einer Supermarktkette und entdeckte etwas, das - wie er meinte - sich sehr gut als Schuhschrank für uns eignen würde. Wir beschlossen, zwei Exemplare dieser eigentlichen Aktenschränke zu erstehen. Doch vom Entschluss bis zur Durchführung ist es ja noch weit...
Der Tag, an dem das besagte Angebot in den Laden kam, brach an. Der Gatte hatte leider keinen Urlaub mehr, also musste ich allein - bzw. in Begleitung meines Sohnes - mich in die Schlacht stürzen.
Es kam, wie es kommen musste: es war nur noch ein Exemplar vorhanden. Was nun? Wir müssen schon zwei haben, einer allein macht keinen Sinn. Da es in der Umgebung noch mehr Filialen dieser Supermarktkette gibt, dachte ich, den nimmste mit und fährst noch zu einem anderen.
Doch zuerst galt es, sich den einen hier zu sichern. Das Paket war so schwer, dass ich es nicht einmal schaffte, es um einen Zentimeter anzuheben. Zumal ich ja eh gar nicht mehr so schwer heben darf, davon mal abgesehen. Aber glücklicherweise kaufte auch ein Exemplar des starken Geschlechts gerade dort ein und war mir behilflich, das schwere Paket in den Einkaufswagen zu bugsieren.
Das gleiche Problem bestand natürlich auch dann draußen beim Auto. Aber auch da hatte ich Glück, denn auch hier war ein Mann zur Stelle, um mir zu helfen. :-)
50% des Auftrags war nun erledigt. In der zweiten Filiale waren die Schränke leider schon ausgegangen, der Sohnemann quengelte, also gab ich erstmal auf und fuhr nach Hause.
Irgendwie schaffte ich es, das Paket ins Haus zu schleppen. Schleppen ist eigentlich nicht das richtige Wort, eigentlich mehr kippend von Ecke zu Ecke. Zum Glück haben wir keine Treppe am Eingang.
Der liebe Gatte, der am Nachmittag von der Arbeit heimkam, war erst ungehalten. Ein einziger Schrank? Da hätte ich doch lieber gar keinen genommen. Keine Spur von Sorge, dass ich mich abgeschleppt habe. Doch ich zuckte nur mit den Schultern und schickte ihn in Filiale Nummer 3.
Als er zurückkam, kriegte er das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Er erzählte mir nun SEIN Einkaufsabenteuer:
In Filiale Nummer 3 stand ein Paar vor dem letzten Exemplar des Schranks und diskutierte darüber, ob sie ihn nehmen oder nicht. Aber diese beiden hatten nicht bemerkt, dass es nur noch einen gab. Mein Mann fragte sie, ob sie den Schrank jetzt nehmen wollen, sonst würde er nämlich zugreifen. Und die beiden sagten, ja, nehmen Sie nur! Das ließ er sich nicht zweimal sagen, schnappte sich den Schrank und ging zur Kasse (er hatte keinen Einkaufswagen dabei). Als er schon bezahlt hatte, traf er das Pärchen wieder, das inzwischen bemerkt hatte, dass sich ihre Diskussion nun erübrigt hatte. Aber sie nahmen es mit Humor.
in: Alltaegliches
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