Schlechte Blutwerte
Heute war ein Tag mit Wurm drin. Erst bekomme ich bei meinem Hausarzt eine Überweisung mit falschem Datum. Das wurde aber erst beim Frauenarzt entdeckt.

Auf dem Weg dahin steckte ich eine halbe Stunde im Stau. Warum, weiß kein Mensch, da war kein Unfall. Im Krankenhaus habe ich zunächst mein Blutbild testen lassen. Leukozyten liegen bei 1.1 ! :-( Nun soll ich übermorgen nochmal zur Kontrolle kommen.

Beim Frauenarzt war ich völlig durch den Wind. Erst die schlechten Blutwerte. Mein Arm tut immer noch weh, und ich hatte mir beim Einparken auf dem Mini-Hinterhof einen Wolf rangiert. Mit der neuen KH-Einweisung und der Unterschrift unter dem KK-Formular fuhr ich wieder nach Hause. Erst nachdem ich was im Magen hatte, schien mein Gehirn wieder richtig zu funktionieren. Mir fiel dann nämlich ein, dass ich vergessen hatte, eine neue Krankmeldung zu verlangen... Ich kam mir vor, als würde ich langsam senil. Muss mir alles auf einen Zettel schreiben, sonst vergesse ich die Hälfte. Ob das auch von der Chemotherapie kommt? Nun, mit so schlechten Blutwerten kann man ja nicht richtig funktionieren.

Am Nachmittag bekam ich Kopfschmerzen. Und ich fühle mich seitdem wie erschlagen. Ich bin echt erledigt.

In den letzten drei Tagen war aber auch viel los. Es waren jeden Tag Gäste da, um mit mir meinen 40. Geburtstag zu feiern. Es war schön, aber auch anstrengend. Gestern waren meine Mama mit ihrem Mann und meine Schwester mit ihrer Familie da. Wir sind essen gegangen. Auch das schien zuerst schief zu laufen. In dem Restaurant, wo ich einen Tisch bestellt hatte, hatte man angeblich keine Notiz und es war brechend voll. Also sind wir woanders hin, und da waren wir die einzigen Gäste. Das war dann noch sehr schön, und wir hatten viel Spaß zusammen, und das Essen (griechisch) war ausgezeichnet.
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Sentimental
Heute war es wirklich schwer, aus dem Bett zu kommen. Und als ich dann aus dem Bett kam, kam ich kaum vom Klo runter :-(

Mein Arm tut auch immer noch weh. Ich fühlte mich schlapp und kraftlos, mir war auch ein wenig übel - und überhaupt... Ich saß da und heulte, ich wusste nicht wirklich warum. Es war einfach alles Mist! Ich dachte, vielleicht sollte ich jemanden anrufen, aber ich wollte keinem das Ohr vollheulen. Irgendwann um 10 Uhr kriegte ich es geregelt, zu frühstücken und mir den Arm neu zu verarzten. Ich machte mir einen Kräutertee, und der beruhigte zum Glück meinen Magen ein bisschen.

Ich legte mich wieder ins Bett. Da klingelte es. Die Post war da und brachte zwei CDs. Sun Spirit, mit dieser Musik entspannte ich mich herrlich, und es ging etwas besser.

Dann war es auch schon Mittag, und ich aß den Rest von gestern mit neuen Nudeln. Ja, ich habe nicht wirklich viel geschafft, in der ersten Hälfte des Tages, aber als mein Mann und mein Sohn nach Hause kamen, wurde ich etwas aktiver. Wie habe ich Eike vermisst! Wir knuddelten immer wieder, und er sagte mir immer wieder, wie lieb er mich hat, und ich sagte immer wieder, wie lieb ich ihn hab.

Meine Männer machten sich dann aber bald auf den Weg zum Friseur. Ich legte wieder die neue CD ein, setzte die Kopfhörer auf und bereitete total in Ruhe und langsam alles fürs Kuchenbacken vor. Die Margarine sollte erst etwas weich werden, dann lässt sie sich besser verrühren.

Bald habe ich Geburtstag. Es ist ein runder Geburtstag, irgendwie eine Schallmauer. Vierzig. Ich habe einen simplen Marmorkuchen gebacken. Als er im Ofen war, saß ich in der Küche mit den Kopfhörern auf dem Kopf und weinte. Mir wurde klar, dass das mein Lieblingskuchen aus der Kindheit war. Ich sagte zu meinem inneren Kind: "Ich habe Dir Deinen Lieblingskuchen gebacken." Ich war richtiggehend sentimental, ich dachte an die Geburtstage in meiner Kindheit. Alles erschien mir weit weg und doch wieder so nah wie nie zuvor. Ich weiß nicht genau, warum ich heute so nah am Wasser gebaut habe. Vielleicht weil momentan alles zuviel ist, selbst die kleinsten Beschwerden werfen mich aus der Bahn. Noch vor ein paar Wochen wäre ich darüber hinweggegangen und hätte gesagt: shit happens, liegt an der Chemo, und das geht wieder vorbei.

Aber heute war mein inneres Kind am Ruder. Es bestimmte meinen Tagesablauf. Es weinte, wenn ihm was wehtat. Und ich konnte nicht wirklich viel tun, um die Schmerzen zu lindern. Höchstens eben sagen, jetzt kochen wir uns einen Kräutertee, der beruhigt den Magen. Oder: Ich backe Dir Deinen Lieblingskuchen....
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Verluste :-(
Heute habe ich einen echten Durchhänger :-( Ich fühl mich wie ein Getriebe mit Sand, es hakt an allen Ecken und Kanten. Seit gestern Schmerzen im Oberarm, oberhalb der Stelle, wo bei der Chemo die Nadel gesessen hat. Als ich heute morgen mir das genauer anschaute, sah ich eine schwache dunkle Linie. Na prima, die Vene...

Okay, ich war ja vorgewarnt. Das Adriamycin kann die Venen kaputt machen. Nun habe ich den Salat. Ich bin ins Krankenhaus gefahren, um das begutachten zu lassen. Es heißt, mit etwas Glück und Heparinsalbe und Kühlen wird die Vene wieder durchgängig. Und wenn nicht, sei es auch nicht so schlimm, das Blut suche sich andere Wege. Ich hab ja noch ein paar mehr Venen.... Na bravo, dachte ich.

Nach dem Besuch einer Freundin fuhr ich dann wieder nach Hause, machte mir ein schnelles Essen (Nudeln mit Thunfischsoße), und ärgerte mich wieder mal über den "Beschiss". Anders kann man es nicht nennen. Essen ist für mich momentan echter Beschiss. Man riecht das gute Essen, es duftet herrlich, und man freut sich auf den Gaumenschmaus. Und was ist? Nix is. Es schmeckt nach NICHTS! Die Geschmacksnerven haben wieder mal ihren Geist aufgegeben. Okay, in ein paar Tagen ist das wieder vorbei, es ist vergänglich - aber es drückte eben heute auch noch auf meine Stimmung. Das Wetter tut sein übriges...

Im Fernsehen sehe ich einen Bericht über einen Mann, der mit einem Fahrrad durch Kanada zum Polarmeer fährt. Was für Strapazen der durchmacht. Freiwillig. Für einen Moment lang habe ich gedacht, lass uns tauschen. Ich habe mich gefragt, was mir eigentlich am meisten zu schaffen macht. Und ich meine, es ist die Angst, dass mit mir unwiederbringlich was kaputt geht. Dass ich mein ganzes Restleben lang mit irgendwas leben muss - eine Herzschwäche. Kaputte Venen. Oder sowas. Und dann habe ich mich gefragt, wieso ist das eigentlich so schlimm? Viele Leute haben irgendwelche Beschwerden. Niemand ist frei von Makel. Aber sie leben. Sie leben und machen eben das Beste draus. Und das ist die einzige Chance.

Ich habe immer versucht, perfekt zu sein. Und haderte mit meinem Schicksal, dass ich nicht perfekt bin. So ist es auch jetzt. Wieder einmal habe ich im Grunde "gewusst", dass niemand perfekt sein kann und es eigentlich auch nicht erstrebenswert ist, weil man dann so einsam ist. Aber "gewusst" heißt nicht wirklich "begriffen". Ich beginne zu begreifen.... Ich fühle es am eigenen Körper. Ich kann nichts dagegen tun. Bis vor kurzem habe ich noch gedacht, okay, mit Training und Disziplin kann ich ALLES erreichen. Ich könnte, wenn ich wollte. Wollte aber nicht. Insgeheim wollte ich doch... Und nun? Alles, was ich tun kann, ist, das Beste draus zu machen und gelassen zuzusehen, was sich ergibt.
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Fleißiger Ehemann :-)
Da ich mich heute immer noch mies fühle, war mein Mann sehr fleißig:
Er hat die Küche und den Flur gewischt. Und er hat die Gardinen gewaschen und wieder aufgehängt!
Ich denke, ich kann mich glücklich schätzen, so einen wunderbaren Mann zu haben!
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