Messungen und Analysen
Ich frage mich gerade mal, wie genau eigentlich solche Blutbilduntersuchungen sind. Also wenn es heißt, mein Leukozytenwert liegt bei 1.1, also 1.1 Milliarden Leukozyten pro Liter Blut, mit welcher Messwerttoleranz ist dieser Wert behaftet? Hm, hätte ich heute mal meine Hausärztin fragen sollen. Sie hatte richtig Zeit für mich heute. Es war ein gutes Gespräch. Ich habe ihr mein Diagramm gezeigt, dass ich gemacht habe:
Verlauf der wichtigsten Blutwerte
Die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) reagieren viel stärker auf die Chemotherapie als die Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Das liegt daran, dass die roten Blutkörperchen eine viel längere Lebensdauer haben (so 120 Tage), erklärte mir meine Ärztin. Das Paradoxe, dass ich jetzt weniger bis gar nicht von Infekten belastet bin im Vergleich zu früher vor der Chemotherapie, erklärt sich sicher auch damit, dass zum einen auch Bakterien von der Chemo abgetötet werden, zum anderen die Leukozyten immer frisch und damit fitter sind als früher. Das, was die Chemo machen soll, nämlich kranke, abartige Zellen abtöten, gilt nicht nur für Krebszellen, sondern auch für Blutzellen. Wer weiß, wie viele "kranke" Blutzellen so im Körper sind, die sich sonst auch vermehren und gar nicht so ihre Funktion ausführen können, wie eigentlich gedacht.

Gewissermaßen räumt die Chemotherapie kräftig auf: sie schmeißt Altes und Ausgedientes auf den Müll und lässt Neues einziehen. Diese Sicht auf die Situation finde ich sehr interessant. Schon im letzten Jahr nach meiner Gallen-Operation hatte ich das Gefühl, "aufgeräumt" zu haben. Und dieses Aufräumen zeigte sich auch äußerlich. Ich habe aus meinem Haus, aus meinem Büro auch einiges ausgemistet und auf den Müll geworfen und fühlte mich befreit!
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Es geht bergauf
Gestern, am Freitag, war ich nun nochmals zur Blutbildkontrolle. Der Leukozytenwert ist wieder auf 1.1 angestiegen. Nun war auch die Ärztin im KH der Meinung, die Granozyte-Spritze brauche ich nicht mehr. Ich fühlte mich gut. Nach einer kurzen Rücksprache mit der Ärztin habe ich auch entschieden, die restlichen drei Chemos ohne Port zu versuchen, zumal die Venenentzündung in meinem Arm besser zu werden schien.

Die Ärztin ermunterte mich auch, am Nachmittag zu dem Treffen mit Freundinnen zu gehen, obwohl ich ja ziemlich infektgefährdet bin. Es tut einfach auch für die Psyche gut, wenn man mal aus seinen 4 Wänden rauskommt und liebe Menschen trifft.

Und das war auch sehr schön! Die Mädels sahen mich das erste Mal mit Perücke, und sie fanden, ich sehe gut aus. Das tut richtig gut, sowas zu hören!

Heute war ich noch nicht angezogen, als schon der Postbote kam und mir den langersehnten TFT-Bildschirm brachte. Schon seit Jahren wünsche ich mir so ein Teil, und nun habe ich mir den gegönnt von dem Geld, das ich zum Geburtstag geschenkt bekam. Einfach klasse! Kein Flimmern mehr! Balsam für die Augen!
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Notwendig oder nicht?
Nachdem am Montag der Leukozytenwert nur bei 1.1 lag, sollte ich heute nochmal zur Blutbildkontrolle kommen. Heute war der Wert nun unter 1 gerutscht, liegt nur noch bei 0.8. Dabei fühle ich mich ja nicht krank, nur dass ich heute tierische Kopfschmerzen hatte, schon gleich nach dem Aufwachen.

Ich dachte, nun werden sie mir im KH diese Granulozytenanregung verpassen. Etwas verwundert war ich dann, dass die Ärztin im KH mich damit zum Hausarzt bzw. Frauenarzt schickte. Der sollte mir das verschreiben und heute gleich spritzen. Ich nahm es zur Kenntnis und beschloss, gleich zu meiner Hausärztin zu fahren.

Dort angekommen, bot man mir den Ruheraum als Warteraum an, um mich nicht mit den Krankheitskeimen der anderen wartenden Patienten zu belasten. Meine Hausärztin war auch etwas verwundert, dass sie das Medikament zur Granulozytenanregung verschreiben soll. Sie schaute nach und sagte, eine Ampulle davon kostet 150 €! Ich fiel fast vom Stuhl! Sie sagte, sie könne mir das nicht verschreiben, da sie das dann aus eigener Tasche bezahlen müsste. Außerdem sagte sie, die Leukozyten erholen sich auch so wieder, und solange ich keinen Infekt und keine Beschwerden bekäme, ist die Gabe eines solchen Medikaments schwer zu begründen. Der einzige Sinn ist der, dass evtl. die nächste Chemotherapie pünktlich stattfinden kann - bzw. andersrum formuliert, die Gefahr, wenn man nichts unternimmt, ist, dass sie eben verschoben werden muss, wenn sich das Blutbild bis dahin noch nicht erholt hat.

Als ich ihr dann noch erzählte, wie die mir heute das Blut abgenommen haben, hatte sie Zweifel an der Richtigkeit des Ergebnisses. Weil nämlich beim Drücken des Fingers auch Gewebeflüssigkeit mit rausgedrückt wird und das Blut verdünnt, können die Ergebnisse zum Schlechteren hin verfälscht sein. Daraufhin wollte sie mir Blut abnehmen, um den Wert zu überprüfen, und wenn sich herausstellt, dass der Wert eigentlich viel besser ist, dann müsste ich morgen nicht wieder ins KH. Nun, das Problem war jetzt, wo abnehmen. Die Armvene ist entzündet. Also versuchte sie es am Handgelenk. Drei Versuche schlugen fehl. Normalerweise ist sie ziemlich gut darin, sie hat selbst mal in der Onkologie gearbeitet. Ich weiß auch, dass sie ziemlich gut ist, aber heute klappte es nicht. Schließlich beschlossen wir, das Blut aus dem Ohrläppchen abzunehmen. Und das klappte prima! Das Blut lief freiwillig und musste nicht rausgequetscht werden.

Anschließend standen drei Arzthelferinnen/Azubis um ein Mikroskop, um die Leukos zu zählen. Ich durfte auch einen Blick reinwerfen. Ich sah viele dunkle Flecke, aber nicht alle sind Leukos. Nur die dicken runden, hieß es. Das ist gar nicht so einfach! Nun ja. Jedenfalls bestätigte sich aber der niedrige Wert. Dennoch bleibt es dabei, ich bekomme diese Granozyte-Spritze nicht - und ich werde auch erst Freitag wieder zur Kontrolle ins KH fahren.

Nach dem Drama mit meinen Venen überlege ich nun, ob es nicht doch besser ist, mir einen Port einsetzen zu lassen. Allerdings sind es ja nur noch drei Chemos.... Soll ich oder soll ich nicht?
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Familienbande
Ich habe heute ein neues Buch bekommen: "Minimum. Vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft" von Frank Schirrmacher. In den Rezensionen bei Amazon wird das Buch ziemlich zerrissen. Aber ich finde zumindest das, was ich bisher gelesen habe, nachdenkenswert. An einigen Beispielen, wo Menschen in Gefahr geraten, wird gezeigt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit derjenigen am größten sind, die in einem Familienverband integriert sind. Wer hilft wem, wenn Gefahr droht? Familienmitglieder helfen einander, auch unter Einsatz ihres eigenen Lebens, während andere zwischenmenschliche Beziehungen in solchen Situationen schnell auseinanderfallen.

Ich sehe das jedoch nicht nur unter dem Aspekt, wer hilft wem, sondern auch unter dem Aspekt des ÜberlebensWILLENS. Gerade jetzt stelle ich fest, dass ein Überlebenswille, den ja jeder Mensch für sich hat, dadurch verstärkt wird, dass man eine Familie hat. Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich keinen Mann und kein Kind hätte und ich hätte Krebs. Diese Vorstellung allein ließ in mir Verzweiflung hochkommen. Wie allein würde ich mich da fühlen! Und für wie sinnlos würde ich den Kampf gegen diese Krankheit empfinden, wenn es so wäre. Und so bin ich dankbar dafür, dass es Menschen um mich herum gibt, die mich lieben und die ich liebe. Ich kämpfe gegen diese Krankheit, weil ich mein Kind aufwachsen sehen möchte, weil ich ihm noch soviel von der Welt zeigen möchte. Und ich fühle mich getragen in dem Wissen, dass meine Familie mich liebt!

Ich merke, dass auch meine Ursprungsfamilie, aus der ich stamme, für mich wieder mehr Bedeutung gewinnt. Sie ist wie eine Heimat. Gerade hatte ich sie hier zu Besuch. Und ich empfand unsere Begegnung viel liebevoller als die bisherigen Begegnungen. Ich denke sogar an meine Tanten und Onkel und Kusinen und an vergangene Zeiten, in denen wir miteinander gespielt und gelacht haben. Warum nur sind unsere Begegnungen so selten geworden? Früher war das anders. Ich denke noch gern an die Ferien bei meiner Tante zurück, als ich 10 Jahre alt war. Es war ein schöner Sommer. An einem Tag aßen wir Kartoffelpuffer mit Apfelmus, und meine Kusinen und ich alberten herum... Ich denke an einen Geburtstag meiner Oma, ich weiß nicht mehr genau welchen, wahrscheinlich war es der 85. oder der 90., jedenfalls war auch der Bürgermeister da. Und alle Kinder, Enkel und Urenkel und Ururenkel meiner Oma waren da. Und ich dachte, wie wunderschön es ist, im Kreise seiner Lieben alt zu werden. Und wie traurig es wäre, wenn meine Oma keine Kinder gehabt hätte. In diesem Moment damals auf dem Geburtstag meiner Oma wusste ich, dass ich selbst auch Kinder haben möchte.
in: Brustkrebs
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