Eintönige Tage
Es passiert nichts Großartiges. Mir wird bewusst, dass ich die Tage so verdaddel - und bin unzufrieden, dass es so ist. Dabei liegt es an mir, ich könnte ja was unternehmen! Ich konzentriere mich auf Haushaltsarbeiten und freue mich dann daran, dass hinterher alles ein wenig sauberer und ordentlicher aussieht.

Ich habe Eikes Kleiderschrank ausgemistet, und ein Großteil der Sachen hat bereits Abnehmer gefunden *freu*. Eigentlich müsste ich mal mein Büro aufräumen...

Montag war ich zur Blutbildkontrolle, und eben habe ich endlich mal nach den Ergebnissen gefragt. Die Leukozyten sind leider wieder unter 2 - bei 1,45. Immerhin schon ein Hauch besser als nach der ersten Chemo. Und ich merke das auch an meiner Mundschleimhaut, die ist bisher nicht wund geworden, nur rauh. Ich müsste eigentlich viel mehr trinken, aber ich habe irgendwie nie Durst. Ich vergesse das Trinken regelmäßig. Und ich merke, welche Konsequenzen das hat: Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, harter Stuhl.

Eigentlich wollte mich meine Schwester diese Woche besuchen, aber sie schafft es nicht. Sie fliegt Montag nach Spanien in den Urlaub - seufz - am liebsten würde ich mitfliegen und dieser Kälte entfliehen! Dieser März geht als kältester März seit Ewigkeiten in die Geschichte ein.
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Es schmeckt alles nach nix...
Seit einigen Tagen schmecke ich kaum was. Das Essen macht keinen Spaß mehr. Man weiß, man hat Hunger, der Magen knurrt. Und dann stellt man sich vor, was man sich denn Schönes kochen könnte, und wenn es dann fertig ist, isst man es lustlos auf. Es schmeckt nach nichts!

Die Geschmacksnerven sind momentan im Eimer. Kommt alles von der Chemo. Eine andere Patientin berichtete mir auch davon. Sie suchte händeringend nach neuen Teesorten. Alles verlorene Liebesmüh. Der Tee schmeckt wie heißes Wasser. Heute habe ich mal gezielt was ausprobiert. Gewürzgurken sind gut. Die schmecke ich. Und auch Wurst einfach so, das geht gerade noch. Thunfisch schmeckt nach nichts. Schokolade auch nicht. Da macht das Naschen auch keinen Spaß mehr!

Aber ich weiß ja, dass das vorübergeht. Wenn die Mundschleimhaut wieder schlecht wird, dann ist es vorbei :-(, aber vielleicht wird es ja diesmal nicht so schlimm, immerhin waren ja auch die ersten Tage diesmal nicht so schlimm. Kann ja auch mal besser werden!

Ich denk mir einfach immer, wenn ich was esse, wie es geschmeckt hat, als ich es schmecken konnte. Und versuche mich daran zu erinnern und es zu genießen. Welche andere Chance habe ich?
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Zeit zum Leben
Was ist Zeit?

Diese Frage beschäftigte mich schon als kleines Kind. Ich erinnere mich daran, dass ich damals als Vierjährige den Film "Die Zeitmaschine" nach H.G. Wells im Fernsehen gesehen habe. Es muss zu der Zeit gewesen sein, weil ich aufgrund des Films Angst vor diesem konisch zulaufenden Betoneinsätzen der runden Gullis hatte, die damals in der Nähe unseres Wohnhauses standen. Sie hatten soviel Ähnlichkeit mit den Eingängen zu den Morlocks in dem Film.

Aber habe ich das Wesen der Zeit verstanden? Damals? Heute? Wenn man drauf wartet, vergeht sie langsam. Und wenn man in etwas vertieft ist, vergeht sie wie im Fluge. Jeden Tag habe ich 86400 Sekunden Zeit zur Verfügung. Was fange ich damit an? Ich gebe zu, dass ich so manche Stunde einfach verdaddele. Aber es gab auch Zeiten in meinem Leben, da hätte ich mir eine Zeitmaschine gewünscht, mit der es mir möglich gewesen wäre, den Tag nochmal zu erleben und etwas anderes damit anzufangen. Ich habe gearbeitet, einen Haushalt geführt, und ein kleines Kind versorgt, und manchmal blieb das eine oder andere liegen, weil ich es einfach zeitlich nicht schaffte. Und weil das so war, gab es Frust. Ich fühlte mich unzulänglich. Denn im Grunde war es immer so, dass ich nie bei der Sache war, die ich gerade tat, sondern gedanklich schon bei dem nächsten Punkt auf der Tagesordnung.

Das Glück liegt im Augenblick. Im Jetzt. Wenn ich ganz im Jetzt bin, und nicht über die Vergangenheit nachgrübele und nicht an die Zukunft denke, dann bin ich glücklich. Es kann ein Moment sein, in dem man einen Specht im Garten sieht, der einen Stamm bearbeitet. Es kann das Lächeln eines Kindes sein. Das gemeinsame Spiel mit seinem Kind, und zwar ohne daran zu denken, dass da noch Bügelwäsche wartet. In dem Buch "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück" findet man viel Nachdenkliches über das Glück zu lesen.

Wenn man Krebs hat, auch wenn ich nie das Gefühl hatte, dass diese Krankheit mein Leben verkürzt, denkt man wieder über die Zeit nach. Zeit zum Leben. Man fragt sich, wie hat man bisher die Zeit verbracht? War es gut so, oder sollte man etwas ändern? Ich denke schon, dass sich in meinem Leben vieles ändern wird. Ich weiß aber noch nicht, in welche Richtung das geht.

Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen, was neu werden soll, man muss nur bereit und zuversichtlich sein.

Dieser Spruch steht auf einer Karte. Im Vordergrund ist eine Steinbrüstung, dahinter eine emporsteigende Treppe auf ein halb offenes schmiedeeisernes Tor. Und dahinter ist der Himmel.
Diese Karte hängt an der Wand neben meinem Bett, und jeden Morgen fällt mein Blick darauf.
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2. Chemo
Gestern am Freitag hat es nun geklappt mit der zweiten Chemo.

Wir waren wieder einmal in der Kinderklinik zum Blutbild, diesmal mussten sie mir zwei Gläschen voll machen, weil die Ärztin noch den Entzündungswert angefordert hat. Das war wieder mal eine Melkaktion! Morgens, wenn man so aus der Kälte kommt, sind die Finger ja nicht so gut durchblutet.

Danach sollte ich ja noch zum Röntgen der Lunge. Wir waren um 8 Uhr da, Termin war 8:15, aber wir mussten noch länger warten. Aber es war eine gemütliche Warteecke dort mit Zeitungen. Und es war interessant zu beobachten, wie die Mitarbeiter und Ärzte vorbeiströmten. Wir wurden Zeugen einer Auseinandersetzung, konnten aber nicht feststellen, worum es ging. Geht mich ja auch nix an... Ich stelle immer wieder fest, auch die Halbgötter in Weiß sind auch nur Menschen.
Nach dem Röntgen mussten wir noch etwas warten, bis das Bild fertig und vom Arzt begutachtet war. Es war schließlich alles in Ordnung, und wir konnten rüber in die Frauenklinik.

Dort wurde ich wieder gewogen: 65 kg, 2 kg weniger als bei der letzten Chemo. Die Schwester meinte, mehr dürfe ich aber nicht abnehmen! Nun ja, solange es mir gut geht, darf es auch weniger sein. Die Infusionslösung wird ja immer erst bestellt, wenn ich da bin und gewogen wurde. Aus der Körpergröße und dem -gewicht berechnen sie die nötige Menge und Konzentration.

Diesmal bekam ich die Braunüle in die Armbeuge. Ist etwas unangenehm, weil man den Arm nicht knicken kann für knapp drei Stunden. Nun kannte ich das Procedere ja schon. Ich hatte mir ein Buch mitgebracht (Die weise Frau), damit ich was zu lesen hatte. Mein Mann war schon verschwunden, bevor ich die Braunüle bekam, er guckt sich das nicht gerne an.

Die Schwester Andrea kam zwischendurch mal zu mir und zeigte mir ein Buch "Als der Mond vor die Sonne trat", da geht es auch um eine Mutter, die Brustkrebs bekam, und zwei Kinder im Alter von 5 und 8 Jahren hatte. Die Geschichte kannte ich schon. Dort erklärt der Opa der Kinder ihnen anhand eines Aquariums mit bunten Fischen, wie die Operation, die Chemotherapie und die Strahlentherapie funktioniert. So ähnlich hatte ich Eike das auch erklärt. Schwester Andrea sagte auch, es sei das beste, ganz normal damit umzugehen, und wenn die Kinder merken, dass man selbst entspannt ist, und das alles seinen normalen Weg geht, dann kommen die damit auch klar.

Nachdem ich dort im Krankenhaus noch was gegessen und meine erste Tablette gegen die Blasenentzündung genommen hatte, fuhren wir nach Hause. Mein Mann hat dann noch richtig Mittagessen für uns gekocht, und ich habe auch mit Appetit gegessen. Ich hatte das Gefühl, diesmal geht es mir nicht so schlecht wie letztes Mal. Am Nachmittag habe ich geschlafen, und auch danach hatte ich so gut wie kein Übelkeitsgefühl! *freu*

Auch heute geht es mir einigermaßen gut. Wenn das jetzt immer so ist, dann wäre das klasse!
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