Es wird besser, aber...
eikesmom, Samstag, 11. Februar 2006, 23:48
Nachdem ich die Begleitmedikamente gegen die Übelkeit abgesetzt hatte (genau nach Vorschrift!), hatte ich gleich viel mehr Elan. Gestern bin ich unterwegs gewesen, habe mich um Formalitäten gekümmert, damit mein Krankengeld gezahlt werden kann. Voraussichtlich bis September werde ich arbeitsunfähig sein. Das Jahr hat erst angefangen, und wenn man bedenkt, September! Da ist das Jahr schon zu drei Vierteln um - da wird einem ganz anders.
Prompt als die Nebenwirkungen, die ich der Chemotherapie zuschreibe, erträglich werden, kehrte mein Schnupfen zurück. :-( So etwas Blödes! Ich merke auch, ich bin ständig am Frieren. Ich habe oft so Kälteschauer, es kribbelt am ganzen Körper und ich bekomme eine Gänsehaut. War aber eigentlich klar, jetzt ist das Immunsystem fast unten, Erkältungsviren haben jetzt leichtes Spiel bei mir. Ich hoffe nur, dass ich mir nichts Schlimmeres einfange.
Im übrigen merke ich, wie es in meinem Körper drunter und drüber geht. Es funktioniert eigentlich alles nicht mehr so perfekt. Jetzt wird mir klar, welch Wunderwerk der Natur ein gesunder Körper ist, dessen Zellen ein eingespieltes Team darstellen. Man nimmt das als viel zu selbstverständlich hin! Erst wenn es an allen Enden hakt, merkt man, wie wertvoll die Gesundheit ist.
In diesen Tagen bekomme ich nicht wirklich viel geregelt. Meine Ärztin sagt, ich soll mich ausruhen. Mein Mann schmeißt den Haushalt, und er macht das wirklich gut. Nicht nur deswegen würde ich ihn jederzeit wieder heiraten!
Kraftlos und müde
eikesmom, Donnerstag, 9. Februar 2006, 23:47
Ich fühle mich immer noch kraftlos und müde. Es ist, als würde man durch zähen Honig gehen. Die Haut spannt sich im Gesicht, ab und zu piekst es in den Augen. Wenn ich aber in den Spiegel schaue, sehe ich ein Gesicht, was gar nicht mal so blass ist. Komisch. Ich fühle mich weiß wie die Wand, bin es aber nicht.
Morgen muss es ohne die Medikamente gegen Übelkeit gehen. Morgen steht wieder mal ein Arzttermin an, diesmal aber wegen Formalitäten: Krankengeld. Außerdem muss ich mir die Mammografieaufnahmen wiederholen, weil ich die für den Termin zur Vorbesprechung der Bestrahlung brauche.
O menno, wenn die Chemotherapie doch schon vorbei wäre! Wenn ich dran denke, das Ganze noch 5 mal durchzumachen....!
Was habe ich heute gemacht? Ein bisschen gepuzzelt, ein bisschen gelesen. Mir was zu essen gemacht. Ansonsten nichts. Ich habe Eike in den Kindergarten gebracht und abgeholt. Zu mehr reicht meine Kraft einfach nicht! Ich hoffe, dass die Thymus-Mistel-Therapie bald was bewirkt. Samstag gibt es die zweite Spritze und dann werde ich mir die Spritzen selbst setzen.
Noch mehr Nebenwirkungen
eikesmom, Mittwoch, 8. Februar 2006, 23:43
Heute morgen - äh gestern morgen - habe ich zum ersten Mal was Merkwürdiges bemerkt. Ich reibe gern mal meine Augen, wenn ich müde bin, und müde bin ich zurzeit ja ständig. Beim rechten Auge tut es jetzt aber mächtig weh, wenn ich das tue! Ich frag mich, was das ist! Es ist nur das rechte Auge, beim linken ist alles wie gehabt. Hoffentlich ist das nichts Ernstes... :-(
Unterleibsbeschwerden machen mir auch zu schaffen. Ich hoffe, da bahnt sich jetzt keine Blasenentzündung an. Morgen werde ich mal mit der Klinik telefonieren.
Termine mit Ärzten stehen immer wieder an der Tagesordnung. Ich frage mich, wie manche Frau da noch berufstätig sein kann. Da bleibt ja kaum Zeit übrig! Ich wäre mental auch gar nicht in der Lage, momentan einem Beruf nachzugehen.
Nebenwirkungen
eikesmom, Mittwoch, 8. Februar 2006, 01:45
Am Nachmittag nach der Chemotherapie ging es mir gar nicht gut. Ich fühlte mich total erschlagen, müde, kaputt und hatte ständig dieses Übelkeitsgefühl. Ich habe aber nicht erbrechen müssen. Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, es fühlte sich an, als sei eine Grippe im Anmarsch.
Zum Glück konnte ich am Nachmittag vielleicht eineinhalb Stunden schlafen. Zum Abendbrot habe ich wenigstens eine halbe Scheibe Brot mit Hähnchenbrust essen können. 2 Tassen schwarzen Tee dazu. Abends haben wir etwas ferngesehen, das lenkte mich etwas ab. So gegen 22 Uhr habe ich mich aber wieder ins Bett verkrümelt und muss wohl recht schnell eingeschlafen sein, wie mir mein Mann sagte.
Am nächsten Morgen ging es mir deutlich besser. Okay, schlapp fühle ich mich immer noch. Und ich schaffe es einfach nicht, die Mengen zu trinken, die ich eigentlich sollte. Meine Schwiegermutter brachte mir heute morgen Brötchen mit, das war schön! Sie erzählte mir, wie es Eike geht. Sie sagt, Eike nimmt das schon ganz schön mit, dass ich krank bin. Man merkt es vielleicht nicht direkt, er will es nicht zeigen. Aber so manchmal kommt es durch.
Heute mittag habe ich mir Nudeln mit Hähnchenfleisch und Gemüse auf süß-saure Art gemacht. Mit den Medikamenten gegen die Übelkeit geht es mir jetzt einigermaßen. Heute nachmittag will ich meine erste Thymus- und Mistelspritze bekommen. Schauen wir mal, ob das gut klappt.
Die erste Chemotherapie
eikesmom, Montag, 6. Februar 2006, 23:42
Gestern haben wir unsern Sohnemann zur Oma gebracht, er wird bis Mittwoch bei ihr bleiben. So habe ich die Tage Zeit und Ruhe, mich nur um mich zu kümmern.
Mein Mann ist mit mir dann heute ins Krankenhaus gefahren. Erst musste ich ins Labor, Blut abgeben. Aus der Fingerspitze. Ist alles gar nicht so schlimm, aber das Blut wollte nicht so recht fließen - ich war geizig mit meinem Blut ;-). Das nächste Mal mache ich vorher ein paar Kreise mit dem Arm, dann sollte das besser klappen. Das Labor ist in der Kinderklinik. Vor mir war ein ganz kleines Baby dran - hach ja, seufz! So ein kleiner Wurm! Ich sagte zu meinem Mann: War Eike auch mal soooo klein?
Anschließend ging es zum Herzultraschall. Wir waren viel zu früh da, machte aber nichts, ich kam gleich dran. Ich habe meine Herzklappen arbeiten sehen! Das war total faszinierend! Sie gehen immer zweimal kurz hintereinander zu. Der Arzt meinte, ich hätte ein fantastisches Herz. Er fragte mich, wie alt ich bin, und als ich sagte, ich werde Ende März 40, fragte er, ob es dann eine große Feier gebe. Gerade gestern hatten mein Mann und ich beschlossen, dass wir im Herbst groß feiern wollen. Denn dann haben wir nämlich auch unsern 10. Hochzeitstag, ich bin mit der Krebstherapie erstmal durch (bis auf die Hormontherapie natürlich) und dann feiern wir alles zusammen.
Nach einer kurzen Wartezeit in der Frauenklinik ging es dann los. Ich entschied mich für ein Bett, wollte entspannt liegen können. Ging nochmal zur Toilette, deckte mich mit einer Decke zu. Mein Mann brachte mir noch was zu lesen aus dem Aufenthaltsraum, weil ich mein Buch heute vergessen hatte. Dann ging es los. Zuerst isotonische Kochsalzlösung, dann zwei Spritzen, zum einen gegen Übelkeit zum anderen gegen Blasenentzündung. Dann kam zuerst das Cyclophosphamid dran. Als das zu Ende war, hatte ich zuerst das Gefühl, ich bekomme Kopfschmerzen und so einen unsicheren Blick. So ein bisschen Flimmern vor den Augen. Es ging aber nach einer Weile wieder weg. Dann kam das rote Zeugs dran, Adriamycin. Jedesmal vorher prüfte die Ärztin, ob die Nadel noch richtig sitzt, fragte mich, ob es da weh tut, wo sie im Innern aufhört. Nein, war alles bestens.
Dann kam wieder die Kochsalzlösung dran zum Spülen. Und das Flourouracil wurde per Spritze gegeben.
Die Mitarbeiterin vom Sozialdienst war da und hat mir noch beim Antrag auf den Behindertenausweis geholfen. Außerdem wollte sie hören, wie es mir inzwischen ergangen ist. Ich habe mich sehr gefreut, sie zu sehen. Überhaupt habe ich ein gutes Gefühl, die Ärzte und Schwestern sind sehr nett.
Mein Mann war zwischendurch weggefahren, hat sich eine neue Jacke gekauft, so kam er auch zu seinem Recht! :-)
Der nächste Termin steht nun in drei Wochen an. Und in 10 Tagen soll ich ein Blutbild erstellen lassen. Ich muss jetzt mal schauen, ob ich hier eine Arztpraxis finde, die das auch mit dem Blut aus der Fingerspitze machen kann. Man sagte mir, Kinderärzte seien oft darauf eingerichtet.
Im Krankenhaus noch habe ich ein Käsebrötchen gegessen und was getrunken. Eine Tablette gegen die Blasenentzündung musste ich dort schon mal nehmen, die zweite kommt nachher dran.
Und meine Perücke habe ich jetzt auch schon! Wir waren danach gleich noch im Perückenladen, und ich hab jetzt doch eine mit etwas längerem Haar und Locken genommen. Da kann man auch einen Pferdeschwanz binden und so fühle ich mich damit dann auch wohl. Ist fast wie damals, als ich meine Haare noch lang hatte. Eine Haube für die Nacht habe ich auch noch bekommen. Das ist ganz gut, denke ich, damit man am Kopf nicht so friert. Und zuhause läuft man ja auch nicht mit Perücke rum normalerweise.
Momentan fühle ich mich erschlagen, ziemlich müde. Ich leg mich jetzt ins Bett und mach die Augen zu. Egal ob jetzt Nachmittag ist oder nicht....