Lebenslauf - des Lebens Lauf
Damals, als ich gerade mit meinem Studium fertig war und meine ersten Bewerbungen schrieb, hieß es, man müsse (im Vorstellungsgespräch) wissen, wo man in 10 Jahren stehen wolle. Ich habe mit dieser Vorwegnahme der Zukunft schon immer ein Problem gehabt. Warum soll ich wissen, was in 10 Jahren ist? Okay, Ziele sollte ein Mensch schon haben, aber diese konnte ich nie so konkret formulieren für einen Zeitpunkt so weit in der Zukunft. Ich möchte eine sinnvolle Arbeit tun und damit Geld verdienen, von dem ich dann leben kann. Ich möchte, dass andere Menschen und ich selbst von meiner Arbeit profitieren. Ich möchte gewissermaßen in einem gewissen Rahmen zur Erniedrigung der Entropie beitragen. ;-)
Dieses Ziel habe ich nicht nur für die nächsten 10 Jahre, sondern für mein ganzes Leben, das, wie ich hoffe, noch länger als 10 Jahre andauern wird.
So wenig konkret meine Zielvorstellungen zu sein scheinen, desto mehr kommt mir der Lauf des Lebens auch wie ein Schicksal vor. Es ist zwar manchmal so, dass man sich ohnmächtig fühlt, so als ob man auf einem Schlitten sitzt, den man nicht steuern kann oder eben nur gering. Aber nur manchmal. Im Großen und Ganzen bin ich doch zufrieden mit der Entwicklung meines Lebens. Ich kann nicht sagen, dass ich hier oder da etwas anders hätte machen sollen. Wieder vor die Wahl gestellt, würde ich bestimmt alles genauso machen.
Wem geht es denn nicht so? Jedes Leben ist doch individuell und das, was man erlebt, prägt einen, macht einen zu dem Menschen, der man ist. Daher kann ich gar nicht anders als zu sagen, ich würde alles wieder genauso machen.
Man hat mich gefragt, wie ich zu meinen Entscheidungen komme. Dieser Jemand hat erkannt, dass ich sowohl Kopf- als auch Bauchentscheider bin und fragte mich, wie das zusammen passt. Ganz einfach eigentlich: Solange es Fakten zu bewerten gibt, wäge ich diese ab. Wenn es nicht genügend Fakten gibt, um eine Situation hinreichend zu beurteilen, entscheidet der Bauch.
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Kopfzerbrechen
Bin heute früh um 5 mit einem Mega-Schädel aufgewacht. Ich hatte gestern keinen Kaffee getrunken und überhaupt zuwenig Flüssigkeit getrunken - das rächt sich.
Dazu kommen dann die Sorgen und Gedanken, was alles auf mich zukommt. Die Reha. Ich muss den Koffer packen, der wird morgen abgeholt. Wie verkraftet mein 5jähriges Kind die Trennung von mir? Er hat neulich abends schon geweint, als ihm klar wurde, dass ich bald drei Wochen weg bin.
Dann habe ich mich schon beworben und muss mich also auch noch auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten, das noch vor der Reha stattfindet. Ich mache mir Gedanken, ob ein Vollzeitjob jetzt das Richtige ist, ich würde gern 25 oder 30 Stunden in der Woche arbeiten, aber bevor ich arbeitslos bin, nehme ich lieber einen Vollzeitjob. Aber was ist dann in einem Jahr, wenn mein Sohn in die Schule kommt?
Seufz, als ich noch klein war, war meine Mutter immer zuhause, es gab ein Mittagessen und meine Mutter half auch mal bei den Hausaufgaben. Ich halte das für sehr wichtig und möchte, dass auch mein Kind so aufwächst. Aber ich brauche auch das Geld aus dem Job...
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Sichtbar werden
Ich knüpfe hier an einen Kommentar von brittaplus an: "In einem Gedicht von David Whyte heißt es:
"To be human is to become visible while carrying what is hidden as a gift to others".
"
Das Geschenk an die anderen ist zunächst unsichtbar für uns selbst und für die anderen. Vielleicht ist es für einen selbst (zunächst) unwichtig, welches Geschenk man für andere bereithält. Meine Freundin J. sagte hierzu: Vielleicht ist man selbst das Geschenk, und wenn man sich den anderen zeigt, wird es viele geben, die etwas für sich Wundervolles finden, vielleicht sogar die Dinge, die man selbst nicht sieht und die man dadurch lernen kann zu sehen.
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Verschnupft
Der erste Schnupfen seit Monaten. Warum gerade jetzt? Wenn ich Schnupfen habe, gelingt es mir eher selten, das Positive zu sehen.
Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll... von was? Ich habe das Gefühl, die Zeit rinnt mir durch die Finger. Warum?
Wenn ich nach meinem Empfinden die Tage nicht mit Sinnvollem verbracht habe, sondern nur verdaddelt habe, liegt es meistens daran, dass ich bei dem, was ich tat, nicht mit ganzem Herzen dabei war. Dinge halbherzig zu tun, während man in Gedanken ganz woanders ist, ermüdet. Da ist es vollkommen gleichgültig, was man tut, auch wenn man scheinbar nichts tut...
In eineinhalb Wochen fahre ich zur Reha, und dann habe ich Zeit nur für mich allein. Manchmal denke ich mit ein wenig Angst daran. Was ist, wenn ich mit dieser Zeit nichts Vernünftiges anfangen kann?
Ich wollte eigentlich noch so einiges tun bis dahin. Und dann ärgere ich mich, dass ich einige Dinge noch nicht erledigt habe.
Also flugs mal eine ToDo-Liste schreiben!
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Den eigenen Genius finden
Inspiriert durch einen Beitrag bei Morgenluft habe ich mich auf die Suche nach meinem Genius gemacht. Zunächst einmal habe ich Stunden gebraucht, bis ich die Genius-Karten ansehen konnte: ich hatte schlicht die falsche Flashplayer-Version...
Drei Karten habe ich bisher gezogen, und alle drei scheinen irgendwie auch zusammenzuhängen - jedenfalls empfinde ich das so. Es ist sogar so, dass mir beim Sinnieren über Karte Nummer 3 plötzlich etwas zur Frage auf Karte 1 auffällt. Dieses Aha-Erlebnis ist elektrisierend.
Frage 1 war: Gibt es ein Muster an den wichtigen Wendepunkten meines Lebens?
Hierauf fiel mir zunächst ein: Wendepunkte sind gekennzeichnet durch (scheinbare?) Zufälle. Es können ihnen Ereignisse zugrundeliegen, die viele Jahre zurückliegen.
Frage 3 war: Wo und wann habe ich einen Stein ins Wasser geworfen, der heute seine Kreise zieht?
Dazu fiel mir zunächst eine Entscheidung ein, die ich nach Abschluss meines Studiums traf. Es war 1993, ich zog um in eine andere Stadt und entschloss mich, einem Verein beizutreten, um Menschen außerhalb meines Berufsfeldes kennenzulernen. Die Folge davon war, dass ich dort meinen Ehemann kennenlernte und auch einen Arbeitgeber, der einen Wendepunkt in meinem Berufsweg markierte. Das war vor 13 Jahren.
Dann fragte ich mich, ob es vorher einen entscheidenden Schritt gab. Und das war 1980, als ich mich für meinen Berufsweg entschied, als ich den Entschluss fasste, das Studium anzustreben, das ich schließlich auch erfolgreich beendete. Letztendlich war dies auch der Grund, warum ich jetzt hier bin und nicht woanders, warum ich tue, was ich jetzt tue, und nichts anderes.
Was fällt daran auf? Beide Wendepunkte (auch wenn der erste nur im Kopf stattfand) haben einen zeitlichen Abstand von ca. 13 Jahren. Und heute sind wiederum 13 Jahre vergangen, und ich stehe wieder an einem Wendepunkt! Wie der erste findet dieser vor allem auch in meinem Kopf statt. Ein Muster gemäß Frage 1? Mir drängt sich die Frage auf, was wohl im Jahre 2019 auf mich wartet...
Es ist erst der Anfang. Ich habe noch nicht das Gefühl, dass ich meinen Genius mit drei Worten beschreiben kann.
Frage 2 war übrigens: Wozu bin ich berufen?
Das will ich ja gerade herausfinden! Spontane Eingebungen wären da: Erkennen von Zusammenhängen, lebenslanges Lernen, Weitergabe von Wissen und Erkenntnissen. Man könnte meinen, ich müsste Lehrerin sein - aber das bin ich nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, ob es das wirklich ist.
Da gibt es noch eine Menge nachzuforschen!
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Habe ich oder hatte ich Brustkrebs?
Immer wieder stolpere ich darüber, wenn ich davon erzähle: Sage ich nun "Ich habe Brustkrebs" oder sage ich "ich hatte Brustkrebs"?
Denn ich gehe ja davon aus, dass jetzt kein Krebs mehr in meinem Körper ist nach der Chemo- und Strahlentherapie. Wenn ich sage, ich habe Krebs, dann habe ich ein körperlich unangenehmes Gefühl, als würde ich lügen.
Manchmal schreibe ich dann so etwas:
Ich habe Brustkrebs (gehabt).

In meinen Gedanken beginne ich, das Ganze jetzt abzuhaken und schaue in die Zukunft. Ich werde mich bewerben, um wieder im Beruf Fuß zu fassen - aber ich denke auch manchmal darüber nach, ob es richtig ist, dort wieder anzufangen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Nicht bei der gleichen Firma, denn die gibt es eh nicht mehr. Vielleicht sollte ich etwas anderes machen als bisher? (Ich habe 10 Jahre als Softwareentwicklerin gearbeitet.) Aber was? Denn immer wieder komme ich darauf zurück, zu programmieren, zu tüfteln, gerade jetzt, da ich hier am Layout meines Blogs "geschraubt" habe. Ich merke immer wieder, dass mir das sehr viel Freude bereitet. Bisher hatte ich noch nicht viel mit HTML-Programmierung zu tun, aber ich kann mir vorstellen, da weiter zu machen. Kann sich ein potentieller Arbeitgeber das auch vorstellen?
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Alles hat zwei Seiten ... mindestens!
Fiel mir neulich eine Karte in die Hände mit einer Spruchweisheit, die ich hier jedoch nur noch ungefähr wiedergeben kann, da ich die Karte verschenkt habe.
Alles hat (mindestens) zwei Seiten, und mindestens eine davon ist eine sonnige!
Ein paar Zwei Beispiele fallen mir da schon ein:
  • Die bei der Lymphknotenentfernung unvermeidliche Beeinträchtigung der Nerven unter der Achsel führt dazu, dass es später bei der Strahlentherapie nicht wehtut, wenn die Haut einen "Sonnenbrand" bekommt.
  • Der Umstand, morgen ganz früh aufstehen zu müssen, weil ich schon um 7:50 Uhr den Bestrahlungstermin habe, ist damit verbunden, dass es da noch einigermaßen kühl ist. Und wenn ich dann wieder zuhause bin, liegt der Tag noch vor mir in seiner ganzen Pracht, und der Gedanke, die Bestrahlungen ENDLICH beendet zu haben, lässt mich schon jetzt frohlocken.
Die Macht des positiven Denkens ist unglaublich - unglaublich groß für denjenigen, der positiv denkt, und unglaublich für denjenigen, der in jeder Suppe das Haar sucht. Letztere Mitmenschen gehen mir zunehmend auf den Geist.
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Manchmal macht es KLICK
Manchmal macht es KLICK, und man begreift etwas Wesentliches im Leben. Ich habe solche Momente in letzter Zeit häufiger. Sie rütteln mich emotional dermaßen auf, dass mir die Tränen nur so wegfließen. Dabei sind es scheinbar Kleinigkeiten.

Als ich ein Kind war, sind meine Eltern mit mir und meiner Schwester häufig spazieren gegangen. Es ging durch Wälder, über Wiesen, jedenfalls durch die Natur. Damals fanden wir Kinder das manchmal öde, da rumzulaufen. Daran dachte ich gestern plötzlich, ich weiß nicht wieso. Und mir wurde schlagartig klar, wie wichtig das war, durch die Natur zu streifen. Pilze sammeln, die Blumen im Wald und auf den Wiesen schätzen zu lernen. Welches Kind weiß heute, was ein Buschwindröschen ist? Ein Spaziergang durch den Wald ist für mich heute etwas Wunderschönes, das Bild von Buschwindröschen im Wald erstand vor meinem inneren Auge, und mir kamen die Tränen vor Dankbarkeit, dass mich meine Eltern diese Erfahrung haben machen lassen.

Etwas anderes geschah durch das Schreiben dieses Tagebuchs. Ich schreibe hier öffentlich über das was ich denke, fühle, wie es mir geht, und was mit mir passiert. Früher hätte ich gedacht, wen interessiert das schon? Eine ganz liebe Freundin, Wegbegleiterin, sah noch vor 2 Jahren mich am Tor zur Welt stehen mit einem Seesack voller faszinierender Eigenschaften - aber ich stehe an der Schwelle, der Seesack ist fest verschlossen, und ich wage es nicht, die Schwelle zu übertreten. Was wäre, wenn ich heraustrete, den Seesack aufmache und den Inhalt zeige? Es werden Menschen stehenbleiben, neugierig sein. Es wird Menschen geben, die staunen, es wird vielleicht auch welche geben, die achselzuckend weitergehen. Aber es wird sicher auch welche geben, die länger verweilen. Das Leben besteht aus Begegnungen mit Menschen - so ungefähr steht es auf einem Bild, dass bei meiner Hausärztin an der Wand des Sprechzimmers hängt.
Nun gibt es sogar ein Bild von mir hier, mit Glatze. Ich habe den Seesack aufgemacht. Ich habe gesehen, das Menschen stehenbleiben und hier verweilen. Sie nehmen Anteil an meinem Schicksal, sie interessieren sich. Und dass mein Foto sogar sehr positive Reaktionen auslöste, selbst im engsten Familienkreis, von einer Seite, von der ich es gar nicht erwartet hatte, bedeutet mir sehr viel.

So schlimm die Krankheit Krebs auch sein mag, sie zwingt einen auch, über das Wesentliche im Leben nachzudenken. Sie hat mich weiter gebracht als eine Therapie es je in so kurzer Zeit geschafft hätte!
in: Gedanken
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