Wie ein Baby im Mutterleib
Der Raum, in den ich geführt werde, ist tropisch warm. Ein ca. 5 mal 7 m² großes Schwimmbecken nimmt den größten Teil des Raumes ein. Die Wand dahinter ist türkis bemalt. Durch eine breite bis zum Boden reichende Fensterfront fällt helles Sonnenlicht herein.
Ich warte auf einer Rattanliege, bis ich an der Reihe bin.
Dann sind der Therapeut und ich im Wasser. Ich bekomme alles Wichtige erläutert und dann - nichts tun. Eine Stunde lang.
Mein Kopf ruht auf einem Nackenkissen, meine Beine auf einer schwimmenden Stütze. Die Augen habe ich geschlossen. Als meine Ohren ins Wasser tauchen und dort bleiben, wird alles still - nur ein leichtes Gluckern ist zunächst zu hören. Ich lausche meinen Gedanken, aber diese verstummen auch bald.
Ich lasse mich treiben. Ich werde im Wasser bewegt. Ich spüre die Strömung an meinem Körper. Mein linker Arm wird hinter den Rücken geführt und das Schulterblatt unter Wasser massiert. Dann der rechte. Der linke Arm wird gestreckt, dann der rechte. Immer wieder spüre ich die Strömung des Wassers.
Vibrationen erfüllen meinen Körper - sie werden erzeugt durch Klangschalen auf meinem Brustbein, Bauch und Händen. Luftblasen kitzeln meinen Rücken entlang. Ich höre den Klang der Klangschalen durch das Wasser.
Dann werden Nacken- und Kniestütze entfernt. Arme halten mich nun über Wasser.
Wie eine Ziehharmonika werde ich zusammengedrückt und dann wieder gestreckt. Ich bekomme eine Nasenklammer und muss durch den Mund atmen. Auf ein Klopfzeichen hin atme ich ein und halte den Atem an. Dann werde ich untergetaucht. Zuerst nur kurz. Dann immer länger. Die Bewegung im Wasser ist nun dreidimensional. Der Gedanke an ein Baby im Mutterleib, im Fruchtwasser, drängt sich auf. Ob sich ein Baby im Bauch der Mutter so fühlt wie ich es jetzt fühle? Der einzige Gedanke ist das. Alles andere, der Alltag, ist weit weg, nicht mehr spürbar. Ich bin allein in meinem eigenen Universum. Alles, was ich tue, ist Spüren, Empfinden. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft, nur das Jetzt und Hier.
Eine Fußmassage bildet den Abschluss. Ich werde wieder auf meine Beine gestellt. Ich bin aufgewühlt. Fast traurig, dass es vorbei ist. Aber viel stärker ist die Dankbarkeit, dass ich es erleben durfte.
in: Achtsamkeit des Augenblicks
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( 5 Kommentare )

 
 
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