Die erste Chemotherapie
Gestern haben wir unsern Sohnemann zur Oma gebracht, er wird bis Mittwoch bei ihr bleiben. So habe ich die Tage Zeit und Ruhe, mich nur um mich zu kümmern.

Mein Mann ist mit mir dann heute ins Krankenhaus gefahren. Erst musste ich ins Labor, Blut abgeben. Aus der Fingerspitze. Ist alles gar nicht so schlimm, aber das Blut wollte nicht so recht fließen - ich war geizig mit meinem Blut ;-). Das nächste Mal mache ich vorher ein paar Kreise mit dem Arm, dann sollte das besser klappen. Das Labor ist in der Kinderklinik. Vor mir war ein ganz kleines Baby dran - hach ja, seufz! So ein kleiner Wurm! Ich sagte zu meinem Mann: War Eike auch mal soooo klein?

Anschließend ging es zum Herzultraschall. Wir waren viel zu früh da, machte aber nichts, ich kam gleich dran. Ich habe meine Herzklappen arbeiten sehen! Das war total faszinierend! Sie gehen immer zweimal kurz hintereinander zu. Der Arzt meinte, ich hätte ein fantastisches Herz. Er fragte mich, wie alt ich bin, und als ich sagte, ich werde Ende März 40, fragte er, ob es dann eine große Feier gebe. Gerade gestern hatten mein Mann und ich beschlossen, dass wir im Herbst groß feiern wollen. Denn dann haben wir nämlich auch unsern 10. Hochzeitstag, ich bin mit der Krebstherapie erstmal durch (bis auf die Hormontherapie natürlich) und dann feiern wir alles zusammen.

Nach einer kurzen Wartezeit in der Frauenklinik ging es dann los. Ich entschied mich für ein Bett, wollte entspannt liegen können. Ging nochmal zur Toilette, deckte mich mit einer Decke zu. Mein Mann brachte mir noch was zu lesen aus dem Aufenthaltsraum, weil ich mein Buch heute vergessen hatte. Dann ging es los. Zuerst isotonische Kochsalzlösung, dann zwei Spritzen, zum einen gegen Übelkeit zum anderen gegen Blasenentzündung. Dann kam zuerst das Cyclophosphamid dran. Als das zu Ende war, hatte ich zuerst das Gefühl, ich bekomme Kopfschmerzen und so einen unsicheren Blick. So ein bisschen Flimmern vor den Augen. Es ging aber nach einer Weile wieder weg. Dann kam das rote Zeugs dran, Adriamycin. Jedesmal vorher prüfte die Ärztin, ob die Nadel noch richtig sitzt, fragte mich, ob es da weh tut, wo sie im Innern aufhört. Nein, war alles bestens.
Dann kam wieder die Kochsalzlösung dran zum Spülen. Und das Flourouracil wurde per Spritze gegeben.

Die Mitarbeiterin vom Sozialdienst war da und hat mir noch beim Antrag auf den Behindertenausweis geholfen. Außerdem wollte sie hören, wie es mir inzwischen ergangen ist. Ich habe mich sehr gefreut, sie zu sehen. Überhaupt habe ich ein gutes Gefühl, die Ärzte und Schwestern sind sehr nett.

Mein Mann war zwischendurch weggefahren, hat sich eine neue Jacke gekauft, so kam er auch zu seinem Recht! :-)
Der nächste Termin steht nun in drei Wochen an. Und in 10 Tagen soll ich ein Blutbild erstellen lassen. Ich muss jetzt mal schauen, ob ich hier eine Arztpraxis finde, die das auch mit dem Blut aus der Fingerspitze machen kann. Man sagte mir, Kinderärzte seien oft darauf eingerichtet.
Im Krankenhaus noch habe ich ein Käsebrötchen gegessen und was getrunken. Eine Tablette gegen die Blasenentzündung musste ich dort schon mal nehmen, die zweite kommt nachher dran.

Und meine Perücke habe ich jetzt auch schon! Wir waren danach gleich noch im Perückenladen, und ich hab jetzt doch eine mit etwas längerem Haar und Locken genommen. Da kann man auch einen Pferdeschwanz binden und so fühle ich mich damit dann auch wohl. Ist fast wie damals, als ich meine Haare noch lang hatte. Eine Haube für die Nacht habe ich auch noch bekommen. Das ist ganz gut, denke ich, damit man am Kopf nicht so friert. Und zuhause läuft man ja auch nicht mit Perücke rum normalerweise.

Momentan fühle ich mich erschlagen, ziemlich müde. Ich leg mich jetzt ins Bett und mach die Augen zu. Egal ob jetzt Nachmittag ist oder nicht....
in: Brustkrebs
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