Die Mammografie
In den letzten Tagen spitzte sich die Lage in der Firma zu. Es wurde Insolvenzantrag gestellt, ich ging zur Agentur für Arbeit und meldete mich arbeitssuchend.

Erst am Tag der Mammografieuntersuchung beschäftigte ich mich gedanklich mit meiner Gesundheit. Ich ging immer noch davon aus, dass der Knoten gutartig sei - aber was ist, wenn nicht? Würde ich damit fertig werden können?

Die Arzthelferin, die bei mir die Mammografie durchführte, fragte mich, ob es in meiner Familie einen Brustkrebsfall gegeben habe. Ich erinnerte mich an meine Oma väterlicherseits, der sie beide Brüste abgenommen hatten. Da war sie allerdings schon 70 Jahre alt. Ich bin nicht mal 40 Jahre... Okay, mir war schon klar, dass das keine Sicherheit bietet, schließlich gibt es auch noch viel jüngere Krebskranke. Ich will damit nur sagen: ich habe es nicht wahrhaben wollen. Warum sollte es gerade mich treffen? Reicht es nicht, dass ich gerade meinen Arbeitsplatz verloren habe?

Als ich nach dem Entwickeln der Röntgenbilder zum Arzt reingerufen wurde, sollte ich mich auf eine Untersuchungsliege legen. Der Radiologe meinte, das gefiele ihm gar nicht. Ob ich mal mit dem Fahrrad gestürzt und auf die Brust gefallen sei, fragte er. Nein, an so etwas könne ich mich nicht erinnern, sagte ich.

Er schlug vor, eine Gewebeprobe zu nehmen. Er könne das gleich sofort machen, dann müsste ich nicht extra ins Krankenhaus. Ich willigte ein. Meine linke Brust wurde örtlich betäubt und eine Hohlnadel an den Knoten herangeführt, es machte "KLACK". Man nennt diese Art der Probenentnahme "Stanzbiopsie". Das wiederholte sich noch zweimal. Ich lag da wie ein Häufchen Elend, und ich dachte: ist es doch bösartig? Wann hört das auf?
Der Arzt zeigte mir ein Röhrchen, das mit Flüssigkeit und einer winzigen Gewebeprobe gefüllt war. Die Probe war dünner als ein Millimeter und vielleicht zwei Zentimeter lang. Ich bekam ein Kühlkissen auf meine Brust und sollte mich erst noch ein wenig ausruhen. Ich bekam ein Glas Wasser zu trinken - mein Mund war total ausgetrocknet. Die Gewebeproben wurden an ein Labor geschickt, und wenige Tage später sollte mein Frauenarzt dann die Ergebnisse haben.

Als ich die Praxis verließ, fühlte ich mich noch nicht in der Lage, Auto zu fahren. Ich war ja allein gekommen. Ich ging also in ein nahegelegenes Einkaufszentrum, trank eine heiße Schokolade und machte ein paar Weihnachtseinkäufe. Als das Zittern in meinem Körper nachließ, ging ich wieder zurück zum Auto und fuhr heim.
in: Brustkrebs
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