Weihnachten 2005
An Heilig Abend erwarteten wir Besuch von meinen Schwiegereltern und meiner Schwägerin. Und außerdem sollte ein Weihnachtsmann die Geschenke für unseren Sohn bringen.

Ich begann schon nachmittags um vier mit den Vorbereitungen für das Essen. Ich dachte mir, dann kann ich das in Ruhe zu Ende bringen, es kommt keine Hektik auf, und ich war beschäftigt. Ich war völlig vertieft und vergaß alles um mich herum. Pünktlich, genau in dem Moment, als der Weihnachtsmann ans Fenster klopfte, war ich fertig. Das Essen konnte in den Ofen geschoben werden.

Es gab Unmengen an Geschenken. Mein kleiner Spatz ließ sich Zeit beim Auspacken - in dem Tempo würde er um Mitternacht noch nicht fertig sein! *lach* Die gerade ausgepackten Spielsachen waren ja auch so spannend, dass er erstmal spielen musste.
Ich war froh, nicht mehr so im Mittelpunkt zu stehen. Meine Krankheit war an diesem Abend kein Gesprächsthema, und das war gut so.

So langsam fing ich an, mich mit dem auseinanderzusetzen, was auf mich zukommen sollte. Nachdem ich anderen davon erzählte, bekam ich mit, wieviele betroffene Frauen es gibt. Das hätte ich nicht gedacht! Ungefähr 8 bis 10 Prozent aller Frauen bekommen in ihrem Leben Brustkrebs! Das ist viel, finde ich. Aber die Heilungschancen sind auch sehr gut, wenn es früh erkannt wird. Doch meist erfuhr ich von Freundinnen, dass ihre Mütter betroffen seien. Sie erzählten mir, wie es ihnen ergangen ist, und so langsam wurde ein Weg sichtbar, den ich gehen konnte.

Ich informierte mich im Internet. Für mich ist es wichtig, dass ich genau dann die Antworten bekomme, wenn ich das möchte. Wenn ich einen Termin beim Arzt habe, muss ich meine Fragen zu einem bestimmten Zeitpunkt parat haben. Manchmal brauchen Informationen Zeit, bis sie wirken, manchmal lösen sie bei mir aber auch sofort viele weitere Fragen aus, so dass es sein kann, dass ich mich Stunden mit dem Thema beschäftige. Soviel Zeit hat ein Arzt im allgemeinen nicht. So sitze ich abends stundenlang am PC und lese und lerne. Und je mehr ich wusste, desto sicherer fühlte ich mich.
in: Brustkrebs
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